Namen als Sprachdenkmäler

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"Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze" - aber sie ehrt ihn immerhin mit Standbildern oder Straßennamen. Das gilt für andere bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in noch höherem Maße. Prominenz und Exzellenz können sich auch auf andere Weise kundtun, scheinbar bescheidener und weniger auffällig, zugleich aber nachhaltiger. Ich denke an Wörter, denen Personen ihr Motiv und Profil verliehen haben.

Julius Caesars Zuname ist als Bezeichnung des Monarchen auch in den späteren Wortschatz europäischer Sprachen eingedrungen: deutsch Kaiser und russisch Zar sind dafür beredte Zeugen. Karl der Große wieder - als der König schlechthin - steht hinter russisch korol und tschechisch král. In der Flora erinnert die Magnolie an den französischen Botaniker Magnol, in der Fauna verweist Dobermann auf den Züchter dieser Hunderasse.

Aber es gibt auch schlichtere und "bodenständigere" Fälle: Dass eine beliebte Würstelsorte in Wien Frankfurter, in Frankfurt (und anderswo in Deutschland) aber Wiener heißt, lässt nicht auf wechselseitigen Kannibalismus schließen. Die harmlose Erklärung führt vielmehr zu einem Wursterzeuger namens Frankfurter aus Wien, der diese klassische Mahlzeit für zwischendurch kreiert hat.

Auch im Englischen fehlt es nicht an zünftigen Beispielen. Boycott und das zugehörige Verb haben den Namen des irischen Verwalters Charles Boycott verewigt, dessen inhumaner Umgang mit seinen Pächtern zu seiner Ächtung und schließlichen Auswanderung geführt haben. Wenn Feministinnen dazu eine Alternative girlcott vorschlugen, so lagen sie damit ebenso falsch wie mit der kolportierten Variante herstory zum "machistischen" history.

Kurzlebig, aber charmant war in Cineastenkreisen der USA die Redewendung to Bogart a cigaret, also "eine Zigarette im Stil von Humphrey Bogart rauchen". Zu einem klassischen Zitat verfremdet, heißt das: "Name ist Schall und Rauch."

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