Namenskampf im Internet

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Einmal mehr steht der weltweit größte Buchhändler in der Kritik: Nachdem ICANN, die oberste Domainverwaltung des Internet, neue Top-Level-Domain-Bezeichnungen vergibt, versuchte Amazon sich davon gleich ein paar unter den Nagel zu reißen: Internetadressen, die künftig auf .book, .author oder .read enden, will Amazon für sich haben.

Die American Association of Publishers protestierte gegen das Ansinnen ebenso wie der Amazon-Konkurrent Barnes &Noble. Die Dimensionen des Problems sind durchaus gewaltig: Allein Amazon hat die Registrierung von 76 Endungen beantragt, eine Google-Tochter sogar 101. Es steht somit eine Grundsatzentscheidung an, ob Domain-Endungen also auch kommerziellen Anbietern zugestanden werden sollen.

Das sind keine juristische Spitzfindigkeiten. Denn es wäre etwa ein Leichtes, Suchmaschinen so zu programmieren, dass die eigenen Domain-Namen bevorzugt werden. Beispielsweise könnte Google dann seine User vermehrt auf eigene Homepages weiterleiten. Ein klarer Fall von Wettbewerbsverzerrung, meint nicht nur die Konkurrenz.

Hierzulande stellt sich die Namensfrage im Internet auch auf einer anderen Ebene: Als Wolfgang Fellner 2006 die Tageszeitung Österreich gründete, wollte er auch die gleichnamige Internetseite bespielen. Doch damals wurde ihm das verwehrt, Fellner ging also mit www.oe24.at ins Web. Heute ist auch das anders: Wer nun www.oesterreich.at ins Netz eingibt, wird auf die Hompage der Wiener Zeitung umgeleitet. Und nachdem nun auch Umlaute in Internetadressen erlaubt sind, gibt es seit wenigen Tagen www.österreich.at, hinter dem sich eine weitere Online-Ausgabe von Österreich, der Fellnerzeitung, verbirgt.

Auch diese Entwicklung ist nicht zu begrüßen. Denn weder die Wiener Zeitung noch die Tageszeitung Österreich sollten das ganze Land namensmäßig vereinnahmen dürfen.

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