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Eine Bekannte hat am 26. Oktober Geburtstag. Als ihr Volksschullehrer fragte, warum das Klassenzimmer so schön geschmückt sei, sagte ein Kind: "Weil die Isolde Geburtstag hat." Dabei sollte doch der "Tag der Fahne" gefeiert werden. Im Gymnasium waren wir überzeugt, an diesem Tag müsse man eben eine Fahne haben. Warum der 26. Oktober Nationalfeiertag ist, wussten wir damals noch immer nicht. Und wenn die österreichische Neutralität - für Wolfgang Schüssel ebenso substanziell wie Mozartkugeln und Lipizzaner - einmal aufgegeben wird, werden wir es wieder nicht mehr wissen; oder einen neuen Nationalfeiertag brauchen.

Die denkwürdigste Militärparade zum Nationalfeiertag fand Ende der sechziger Jahre in Salzburg statt: Lustige Leute trieben ein Schwein mitten in die Parade, und weil es vorsorglich mit Schmierseife eingerieben war, konnte man es nicht fangen. Einige Jahrzehnte fanden in Salzburg keine Militärparaden mehr statt. Der Initiator der Aktion konnte freilich auch 20 Jahre später nicht Schuldirektor werden - auf einem "roten" Posten (in Sachen Staatspathos versteht auch die Sozialdemokratie keinen Spaß).

Vielleicht bräuchten wir einen Nationalfeiertag, der tatsächlich an fundamentale politische Erfahrungen anknüpft: die Befreiung vom Nationalsozialismus oder den Abschluss des Staatsvertrages etwa. Andere Länder haben auch historische Daten gefunden, hinter deren Feier alle Bürgerinnen und Bürger stehen. Es ist beeindruckend, wenn man das einmal miterleben kann.

Und doch: Nur in Österreich kann man so schön erleben, wie das offizielle Pathos leer läuft und die obligaten Rituale unmerklich vom Boden abheben. Dafür wird diesmal in Wien ein "Black Hawk" landen. Jetzt können die Amerikaner nicht mehr über unsere Hubschrauber-Oldtimer staunen. Also auf zum Tag der Fahne und zu den Gulaschkanonen! Vielleicht ist an Österreich gerade das liebenswert, dass man es nur mit Ironie lieben kann; dass man in einer Kultur der Ironie zu Hause ist.

cornelius.hell@furche.at

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