Werbung
Werbung
Werbung

Josef Mikl im Gespräch.

Die Furche: In der Diskussion um Gegenständlichkeit, Abstraktion, Ungegenständlichkeit und ähnliche Begriffe in der Malerei, wie würden Sie selbst Ihre Bilder einordnen?

Josef Mikl: Bei mir gibt es keine Abweichungen, weder ins Informelle, schon gar nicht ins Gegenstandslose. Wenn Sie die Ausstellung in Krems gesehen haben, dann sehen Sie eine durchgehende Betrachtung in diesen 58 Jahren. Da hat sich kaum etwas geändert. Unterstützt durch mein Natur studium, das ich nie aufgegeben habe, entstehen diese Bilder. Mit immer demselben Aufbau, mit derselben Handschrift seit 1946, 47 - immer dasselbe. Viele Betrachter verwechseln meine Handschrift mit dem Schlagwort "informell", was eigentlich ein Blödsinn ist, aber es klingt besser.

Die Furche: Was passiert bei der Übertragung tatsächlicher Gegenstände auf die Leinwand an Weglassen und Zutun?

Mikl: Man lässt das weg, was nicht wichtig ist. Sie können nur das Wichtige in der Malerei betonen. Daher wird das Unwichtige weggelassen. Das nennt man Abstrahieren. Das hat die Malerei immer gemacht. Sonst wäre sie nie Malerei gewesen. Man hält sich an die Natur; und das werden jetzt viele Leute nicht verstehen: man hält sich so fest an die Natur, dass man die Natur neu erfinden kann, erfinden muss. Ich erfinde die Natur neu durch meine Augen und durch meinen Kopf.

Die Furche: Wenn ich Sie richtig verstehe, dann ist jedes gute Bild ein abstraktes Bild, auch wenn die Gegenstände nicht so massiv aufgelöst scheinen wie in Ihren Bildern.

Mikl: Weil jedes Bild erdacht ist. Also nicht abgemalt und nicht abgeschleckt, durch keine Vorlage-Fotografie verdreckt.

Die Furche: Wie kam es dann konkret zur Entscheidung für die Malerei, für das Leben als Maler?

Mikl: Das hat sich ergeben. Ich wollte zuerst Plakate machen. Ich dachte, ich will nicht mehr Hilfsarbeiter sein, ich will mit meiner Zeichenfähigkeit Geld verdienen. Aber die Hilfsarbeiterei hat dann doch länger gedauert.

Die Furche: Ein wichtiges Stadium waren in Ihrer Entwicklung die Maschinenfiguren. Entgegen so mancher Meinung haben die nichts mit Léger zu tun, sondern sind vor einem ganz anderen Hintergrund entstanden.

Mikl: Ich habe meine Röhrenbilder, oder meine Maschinenzeichnungen 45, 46 begonnen. Das waren alte Geschütze oder ausgebrannte Autos - also habe ich Mikl gegründet, ohne den damals unbekannten Léger als Teilhaber. (Heutezutage kann jeder aus Kunstjournalen, aus Computern alles herausnehmen, alle Vorbilder abblatteln. Niemals zuvor hat es soviele Nachahmer gegeben). Mir gefiel alles, was rund war und verschmaucht und verschmort (das sieht man in den alten Pastellen) - so entstanden meine Röhren.

Die Furche: Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Kunst und Religion?

Mikl: Es muss keine Verbindung zwischen diesen beiden Disziplinen geben. Ich sehe nicht die Religion, aber den Glauben als Disziplin. Und ich glaube nicht, dass ein Maler, der Bedeutung gehabt hat oder noch haben wird, ohne Glauben auskommen kann - kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube auch nicht, dass ein Tischerlrucker oder einer, der an die Wiedergeburt als Kanarienvogel glaubt oder an sonst etwas Nebensächliches, gute Bilder malen kann; das glaube ich nicht.

Das Gespräch führte Hartwig Bischof.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung