Neue Hoffnung für Österreichs Film

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Große Erfolge, neue Projekte und ein neues Fördermodell: Die heimische Filmbranche strotzt vor Selbstvertrauen.

Die Begeisterung ist noch gar nicht verhallt, da tun sich am Horizont schon die nächsten viel versprechenden Projekte auf: Nach dem Cannes-Sieg von Michael Haneke, den Oscar-Erfolgen von Stefan Ruzowitzky und Götz Spielmann, den Schauspielerpreisen für Birgit Minichmayr in Berlin und Christoph Waltz in Cannes dürfte das viel zitierte "österreichische Filmwunder" ungebremst weitergehen.

Das deutsche Vorbild-Modell

Denn erst kürzlich kündigten die Filmförderstellen an, welche neuen Filme demnächst mit Fördergeldern realisiert werden sollen: Etwa ein Spielfilm, der die Entstehungsgeschichte von Veit Harlans berüchtigtem Propagandafilm "Jud Süss" (1940) nacherzählt, mit Tobias Moretti und Moritz Bleibtreu. Oder Robert Dornhelms Doku über Udo Proksch und Elisabeth Scharangs Verfilmung des Turrini-Stücks "Jedem das Seine", in der Josef Hader und Ursula Strauss mitspielen werden. Auch neue Filme von Ulrich Seidl, Jessica Hausner oder Michael Glawogger sind derzeit im Entstehen.

Österreichs Filmbranche ist selbstbewusster denn je, auch, weil erstmals die Politik verstanden zu haben scheint, was sie an den heimischen Filmkünstlern hat. Anfang Juni kam der deutsche Kulturstaatsministers Bernd Neumann (CDU) auf Einladung der Filmbranche nach Wien, um über seine Erfindung, den Deutschen Filmförderfonds (DFFF), zu sprechen. Ein Vortrag, der am Ende gar eine sensationelle Wendung nahm: ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf sprach die Worte: "Ja, das sollten wir machen. Und zwar noch bis Ende dieses Jahres." Gemeint hat er eine Adaptierung des DFFF für österreichische Verhältnisse - und die anwesenden Produzenten und Regisseure trauten ihren Ohren nicht. Da wurden konkrete Versprechungen seitens der Politik gemacht.

Beim DFFF geht es um eine Unterstützung der Produktionsfirmen während des Drehs: Ein Produktionskosten-Erstattungsmodell, das 20 Prozent der in Deutschland ausgegebenen Kosten refundiert, wobei mindestens ein Viertel der Produktionskosten eines Filmes in Deutschland ausgegeben werden müssen. Seit Gründung des DFFF im Jahr 2007 wurden so 209 Projekte mit insgesamt 129 Millionen Euro gefördert. Neumann: "Film ist ein Kultur- und Wirtschaftsgut. Mein Ziel ist es, den Marktanteil des deutschen Films zu erhöhen. Derzeit haben wir 27 Prozent Marktanteil, während es vor ein paar Jahren nur 17 Prozent waren." Neumann verstand seine Mission in Wien als "Amtshilfe" für Kollegin Claudia Schmied. "Frau Schmied, sie haben allen Grund, auf ihre Filmleute stolz zu sein, was nicht heißt, dass man nicht noch mehr für sie tun kann", sagte er. Und setzt nach: "Unser Modell ist bereits erfolgreich, wenn der Film gedreht wird. Also vor der Abrechnung an der Kinokasse."

Umwegrentabilität als Trumpf

Der besondere Trumpf des DFFF: Die Umwegrentabilität. Die in Deutschland investierten Fördergelder des DFFF lösten Investitionen in Höhe von mehr als 812 Millionen Euro aus - die sechsfache Fördersumme. Was auch daran liegt, dass vermehrt internationale Großproduktionen in Deutschland drehen - auch wegen der Ersparnisse, die ihnen der DFFF bringt. So entstanden etwa drei der Filme, die heuer in Cannes die Hauptpreise gewannen, in Deutschland und profitierten vom DFFF: Hanekes "Das weiße Band", Tarantinos "Inglourious Basterds" und Lars von Triers "Antichrist".

"Der DFFF stärkt den Filmstandort Deutschland, sichert Arbeitsplätze und dadurch Steuereinnahmen", zeigt sich Neumann stolz.

Die österreichische Variante des Fonds, so fordert die Filmbranche, mache ab einer Dotierung von 20 Millionen Euro Sinn, woraus sich ein zusätzlicher Kapitalfluss von 120 Millionen Euro für die heimische Wirtschaft ergäbe. "Ein Fördermodell nach dem DFFF steigert nicht nur die Beschäftigung in der Filmwirtschaft, der internationale Imagegewinn Österreichs durch hochwertige Filmproduktionen reicht bis in die touristische Wertschöpfung hinein", ließ der Produzentenverband mitteilen. Karlheinz Kopf von der ÖVP überzeugte das Konzept, auf eine Dotierung wollte er sich nicht festlegen. Das Ziel "bis Jahresende" wird jedenfalls steinig: Kopf und Kulturministerin Schmied müssen Finanzminister Pröll erst fürs Modell begeistern.

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