Neuer europäischer Wachstumspfad

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Es ist ein Wechselbad. Die Erholung seit der Finanzkrise war steil aber kurz. Nach kaum zwei Jahren Exportwachstum begannen alle Indikatoren im Laufe des Jahres 2011 zu sinken. Ziemlich schnell. Statt den Cash Flow für Investitionen zu nutzen, wurden Kredite zurückgezahlt und die Bilanzen verbessert. In einem Umfeld hochverschuldeter Staaten und zögerlicher Europapolitik kein wirkliches Wunder.

Der Schock saß tief und zeigte positive Wirkungen. Die Griechenland-Hilfe wurde doch losgeeist. Die Rufe nach einem Rückzug Europas auf ein tugendhaftes Nordeuropa (mit Österreich als Außenposten und Frankreich als Ehrenmitglied) wurden zurückgedrängt. Die EZB hat keine generellen Garantien von Staatsschulden übernommen, aber den Kreditinstituten unbeschränkte Liquidität gewährt und damit Bankenpleiten verhindert. Danke, Super Mario Draghi.

Die Hoffnung, die wir im Dezember hegten, dürfte sich als richtig herausstellen; die Krise kehrte nicht zurück. Seit Jänner zeigen viele Indikatoren wieder hinauf, und ein Wachstum von 0,4% dürfte für Österreich möglich sein. Die Eurozone selbst schreibt wahrscheinlich eine rote Null. Und in der zweiten Jahreshälfte und 2013 sollte es auch hier aufwärtsgehen. Nicht so rasch wie sonst in anderen Erholungsphasen, nicht so stark wie vor der Krise, nicht so stark wie in den USA. Aber wir sind bescheiden geworden.

Solange Europa nicht auf einen neuen wirtschaftspolitischen Kurs einschwenkt, wird das auch so bleiben. Wenn dieser Kurswechsel vollzogen ist, kann Europa dynamischer sein, höhere Beschäftigung und weniger soziale und regionale Differenzen haben und auch im Klimawandel Vorbild sein. Ein neuer europäischer Wachstumspfad (Welfare, Wealth and Work for Europe - Triple W statt AAA) ist in der Europa-2020-Strategie angelegt, er wäre dem amerikanischen Modell wie auch dem asiatischen überlegen - wirtschaftlich wie gesellschaftlich.

Der Autor ist Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung - WIFO

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