Nicht alles zu beantworten

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Das Christentum hielt für den jungen Brad Pitt keine befriedigenden Antworten auf seine Fragen bereit. "Tree of Life“ war für den Star da durchaus lehrreich.

Das Gespräch führte Matthias Greuling

Nein, er glaubt nicht: Brad Pitt verneint im Interview die Frage nach der Religion. Als Schauspieler und Produzent hat ihn Terrence Malicks Film dennoch zur Auseinandersetzung gebracht.

Die Furche: Mr. Pitt, "The Tree of Life“ befasst sich stark mit dem Thema Erziehung, aber auch mit dem Einfluss von Religion auf unser Leben. Sind Sie religiös?

Brad Pitt: Ich glaube nicht an Gott. Ich bin zu 20 Prozent Atheist und zu 80 Prozent Agnostiker. Entweder findet man bei seinem Tod heraus, was danach wirklich passiert, oder eben nicht. Davor macht es für mich keinen Sinn, darüber nachzudenken.

Die Furche: Denken Sie als sechsfacher Familienvater nicht zwangsläufig über den Tod und die Zukunft ihrer Kinder nach? Welches Weltbild vermitteln Sie ihnen?

Pitt: Natürlich habe ich als Vater die gleichen Sorgen wie alle Väter: Ich stelle mir oft die Frage, ob sich alle in meiner Familie wohlfühlen und ob jeder genug Raum hat, sich frei zu entfalten. Ich verbringe sehr viel Zeit mit meinen Kindern und der Familie. Ich versuche zu gewährleisten, dass meine Kinder in ihrem Leben einen Weg einschlagen, der ihnen Erfüllung bringt.

Die Furche: Haben Sie Angst vor dem Tod?

Pitt: In Wahrheit ist der Tod das Einzige, wovor ich noch Angst habe. Das haben wir doch alle, wenn wir ehrlich sind. Aber alle anderen Ängste habe ich abgelegt, seit ich durch meine Vaterschaft die wunderbarste Erfahrung meines Lebens gemacht habe.

Die Furche: Welchen Zugang haben Sie zum Christentum?

Pitt: Religion ist generell ein wichtiges Thema in diesem Film. Es ist kein Zufall, dass Terrence Malick seine Handlung im Süden der USA angesiedelt hat, wo man bis heute einen sehr innigen Zugang zum Glauben hat. Die Religion ist ein ewiger Kampf zwischen den Vorschriften, die sie setzt, und der Freiheit des Einzelnen. Ich selbst bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, was mir mit zunehmendem Alter Probleme bereitete. Denn auf all die großen Fragen, die ich mir stellte - Was wird sein, wenn man stirbt? Was passiert mit den Menschen, die man liebt und die man irgendwann zurücklassen muss? - erhielt ich nie eine befriedigende Antwort. Erst dieser Film hat mich gelehrt, dass man seinen inneren Frieden auch finden kann, wenn man nicht auf alle Fragen eine Antwort hat. Im Film gibt es übrigens einen weiteren Aspekt, das Christentum betreffend: Wir zeigen, dass es Menschen gibt, die streng nach der Bibel leben, deren Wünsche aber dennoch ungehört bleiben. Das ist ein Dilemma, mit dem meine Figur im Film zu kämpfen hat.

Die Furche: Dieser Vater, den Sie spielen, geht gegen seine eigenen Kinder mit großer Strenge und auch Härte vor.

Pitt: Ja, denn er träumt den amerikanischen Traum, der sich aber nicht so recht erfüllen will. Er fühlt sich von seiner Umwelt unterdrückt und gibt den Druck auf die einfachste, niedrigere Stufe weiter: an seine Kinder.

Die Furche: Bei "Tree of Life“ werden viele Kindheitserinnerungen wach.

Pitt: Malick hat mit seiner Kamera viele Bilder meiner eigenen Kindheit in mir lebendig werden lassen. Das ist der Grund, weshalb ich diesen Film gemacht habe. Ich will nicht mehr den "Leading Man“ in Hollywood-Filmen spielen. Mir geht es um Rollen, die für mich selbst etwas offenbaren.

Die Furche: Terrence Malick hat in 40 Jahren nur fünf Filme gemacht und lässt sich viel Zeit - ein Hindernis für den Produzenten?

Pitt: Im Gegenteil, denn wir glaubten an das Projekt. Meiner Produktionsfirma geht es darum, die Visionen großer Filmemacher wahr werden zu lassen, die sie unter normalen Umständen niemals umsetzen könnten.

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