Nicht den Schülern den Marsch geblasen

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Er habe so einen schönen Ton, deshalb werde aus ihm auch etwas, sagte Franz Bahner, Posaunenprofessor an der Wiener Musikakademie (heute: Universität für Musik und darstellende Kunst) seinem begabten Schüler Karl Jeitler voraus. So ist es auch gekommen, obwohl die Mutter partout wollte, dass er Lehrer wird.

Nach einer Leistenbruchoperation war alles anders. Während des Krankenhausaufenthalts wurde Jeitler klar, dass seine Berufung nicht Pädagoge, sondern Musiker ist. Schon in jungen Jahren hatte er sich, wie sein früh verstorbener Vater, erste Kenntnisse auf der Posaune und dem Euphonium angeeignet und in der Musikkapelle des heimatlichen Grafenbach bestens bewährt. Die Mutter hatte ein Einsehen, er konnte die Schule hinter sich lassen, sich ganz seiner geliebten Musik widmen. 1969, noch während der Studiums, wurde er Posaunist im Orchester der Wiener Volksoper, 1970 wechselte er zu den Wiener Symphonikern, 1974 ins Staatsopernorchester, wurde Mitglied der Wiener Philharmoniker und der Hofmusikkapelle.

Ansteckende Begeisterung

Andere hätten damit ihr Ziel erreicht. Denn, so lässt Jeitler durchblicken, kann es Schöneres geben, als in den Reihen der Wiener Philharmoniker zu musizieren? Ohne die frühe Einbindung in das heimatliche Musikleben hätte er nie diesen Musikerhimmel erreichen können. Deshalb engagierte er sich neben seinen Tätigkeiten - einige Jahre unterrichtete er an der Wiener Musikhochschule, dirigierte die Ball-Fanfare beim jährlichen Philharmoniker-Ball, entwickelte mit Yamaha eine heutigen Anforderungen entsprechende Posaune - vielfach in der Nachwuchsförderung. Darunter als Leiter einer Jugendblaskapelle in Rohrau, als Gründer und Leiter der Jungen Bläser-Philharmonie Wien, als Mitinitiator eines mit dem Österreichischen Blasmusikverband ausgerichteten Konzerts junger Bläser im Rahmen der Salzburger Festspiele. Mit Kollegen ließ er die Tradition der Bläserharmonie ebenso wieder aufleben wie die des Wiener Hornquartetts.

Festgehalten sind diese Aktivitäten, wie man diesem sehr persönlich formulierten Lebensbericht entnehmen kann, vielfach auf CD. Freilich, Riccardo Muti war nie Assistent von Karl Böhm, Carlo Maria Giulini bereits ein weltweit geschätzter Maestro, als er Wiener-Symphoniker-Chefdirigent wurde, Josef Krips weit mehr als ein bedeutender Mozart-Dirigent … Aber was sind solche Details angesichts der ansteckenden Begeisterung, mit der hier ein Weltklassemusiker, der nie seine heimatlichen Wurzeln vergessen hat - daher der Buchtitel "Mit Frack und Lederhose“ - seine Erfolgsgeschichte Revue passieren lässt?

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