Nichts bleibt so, wie es einmal war

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Bei der "César"-Verleihung räumte "C'est la vie" gleich drei Preise ab. Rémi Bezançon punktet in seiner Familien-Chronik mit Natürlichkeit.

"C'est la vie": Wie das Leben so spielt, haben die Protagonisten der gleichnamigen Familien-Chronik bei der heurigen "César"-Verleihung am eigenen Leib erfahren: Mit neun Nominierungen und drei Auszeichnungen (Beste weibliche Nachwuchsschauspielerin, Bester männlicher Nachwuchsschauspieler und Bester Schnitt) zählte die bezaubernde Tragikomödie zu den Abräumern der "französischen Oscars". Zu Recht: Wo sich Mainstream-Produktionen immer öfter in überkonstruierten Handlungen und Schnellschnitt-Orgien verlieren, setzt Regisseur Rémi Bezançon auf Authentizität und Natürlichkeit.

"Die Familie prägt uns und zugleich kämpfen wir, um uns von ihr zu befreien. Sie gibt uns alles auf den Weg, ist aber auch ein Ort voller Sackgassen. Sind wir in der Lage zu entscheiden, was wir von ihr übernehmen? Welche Rolle spielt die Familie in unserem persönlichen Lebenslauf? Jede meiner Figuren gibt darauf ihre eigene Antwort", meint der französische Filmemacher, der anhand fünf exemplarischer Tage das Leben einer Durchschnittsfamilie porträtiert: "Das Schwierige war sicherzustellen, dass sich beim Perspektivenwechsel zwischen den einzelnen Familienmitgliedern die Figuren nicht aus den Augen verlieren. Im Gegensatz zu einem Ensemblefilm wollte ich einen Film mit fünf Hauptdarstellern machen - zeigen, wie jede einzelne Person die anderen Mitglieder der Familie beeinflusst." Dank dieser "sternförmigen" Inszenierung nimmt der Zuseher aus der Sicht der einzelnen Protagonisten an den Wendepunkten der Familie Duval teil: Albert, wie er mit 20 Jahren das elterliche Nest verlässt; Fleur, wie sie an ihrem 16. Geburtstag auf unromantische Weise ihre Unschuld verliert; Raphael, wie er erkennt, dass man im Leben nicht alles auf morgen verschieben kann - und natürlich, wie die krisengebeutelten Eltern Robert und Marie-Jeanne trotz Problemen die Kraft der Familie (wieder-)entdecken.

Hört sich nach einer zuckersüßen Feelgood-Geschichte an? Ist es nicht. Bei aller Leichtigkeit kostet Bezançon auch die Bitterkeit aus - Wut, Krankheit und Tod. Das Resultat ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die neue Fahrt aufnimmt, wenn gerade ein Looping überstanden scheint.

Der stimmige Soundtrack fängt die jeweilige Stimmung der Figuren atmosphärisch ein. So ist es kein Zufall, dass am Ende das Chanson "Le premier jour du reste de ta vie" ("Der erste Tag vom Rest deines Lebens") erklingt: Der gleichnamige Original-Filmtitel deutet an, dass ein einziger Tag genügt, um das Leben für immer zu verändern.

C´est la vie - So sind wir, so ist das Leben

F 2008. Regie: Rémi Bezançon. Mit Jacques Gamblin, Zabou Breitman.

Verleih: Polyfilm; 113 Min.

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