In Österreich floppen die Sommergespräche, in Deutschland boomt Polit-Talk. Während der ORF gegenüber 2010 40 Prozent Zuschauer fürs Stelldichein der fünf Parteichefs verliert, setzt die ARD von Sonntag bis Donnerstag auf spätabendliche Mandatarbefragung. Doch trotz 1,2 Millionen weniger Sehern hier und Starmoderatorenquintett dort teilen die Sender die gleiche Sorge: Wer tut sich das noch an? Sandra Maischberger, Anne Will, Günther Jauch, Reinhold Beckmann und Frank Plasberg sind längst stärkere Marken als ihre Gäste. Das gilt trotz Qualität mindernder Überstrapazierung wahrscheinlich sogar für Ingrid Thurnher, auch wenn kein Talk ihren Namen trägt. Denn sie moderiert ohnehin alle.Unterdessen sorgen besonders die Personalunionen von Partei- und Klubchef bei Blau, Grün und Orange für die immer gleichen Gegenüber. Ob Sommergespräch, Runder Tisch oder Im Zentrum: Frager und Befragte sind alte Bekannte eines Publikums im Pensionsalter. Das ist nicht nur der Kleinheit des Landes geschuldet. Der Philosoph Jürgen Habermas befindet in der Süddeutschen Zeitung: "Die munteren Moderator(inn)en der zahlreichen Talkshows richten mit ihrem immer gleichen Personal einen Meinungsbrei an, der dem letzten Zuschauer die Hoffnung nimmt, es könne bei politischen Themen noch Gründe geben, die zählen.“ Da reden zu oft zu viele, die nichts sagen. In Deutschland kommen immer seltener wahre Schwergewichte in die Quatschbuden. Auch in Österreich verweigern sich echte Kapazunder mehr denn je. Verknappung allein weckt aber kein Interesse. Je weniger einer auftritt, desto wichtiger muss es wirken. Doch das ist kaum der Fall. Wer nicht schaut, versäumt nichts. Dies liegt nicht nur, aber auch am immer gleichen Personal. Wenn die Gastgeber nicht sich zur Auswechslung empfehlen wollen, müssen sie die Gäste wechseln. Sonst ist TV-Talk tot.
* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst
