Noch einmal Klimt

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Die Ausstellung ist ein Ereignis, das Katalogbuch aber auch.

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Die Ausstellung "Klimt und die Frauen" haben wir schon geziemend gerühmt (furche Nr. 39/2000), doch bleibt noch auf den Katalog hinzuweisen, der mehr ist als ein weiteres exzellent illustriertes Buch über Klimt von bleibender Schönheit, unabhängig von der Ausstellung im Oberen Belvedere. Dies ist er selbstverständlich auch. Darüber hinaus serviert uns hier, wie so oft anlässlich großer Ausstellungen, eine ganze Reihe qualifizierter Autoren jüngsten Erkenntnisstand zu niedrigstem Preis. Etwa, um nur einen Gesichtspunkt herauszugreifen, Tobias G. Natter mit einem kleinen Feuerwerk von kunstsoziologischer, kunstökonomischer und damit auch für das Wien jener Jahrhundertwende bedeutsamer Information. Wer sich etwa angesichts der Picasso-Preise an den Kopf greift, lässt die Hand angesichts von Klimts Preisen schnell sinken - vor allem, wenn er bedenkt, dass das Geld damals ein knapperes Gut war als heute. Freilich hatte dem Meister, der behauptete, es gebe überhaupt nur zwei Maler und der andere sei Velazquez, schon Makart wichtige Vorarbeit geleistet, indem er die Wiener Kundschaft zu hohen Preisen "erzog". Doch nicht der Adel, der sich, Stefan Zweig zufolge, lieber Rennställe und Jagden hielt als die Kunst zu fördern, sondern das junge, nicht zuletzt das jüdische Großbürgertum ließ sich von ihm porträtieren. Das befreite Österreich bediente sich also genau bei jenen, die Klimt, indem sie ihm Aufträge gaben, sein Schaffen und sein sorgenfreies Leben überhaupt erst ermöglicht hatten. Für vier Bilder bekam er soviel, wie damals eine eingerichtete Villa in Altaussee kostete. Auch der Hinweis auf Anton Faistauers unschöne Ausfälle gegen Klimt und Schiele ist, wie so vieles in diesem Katalog, ein interessanter kulturhistorischer Fund. H.B.

Klimt und die Frauen. Herausgegeben von Tobias G. Natter und Gerbert Frodl. Österreichische Galerie, Wien, und Dumont Buchverlag, Köln 2000. 256 Seiten, geb., öS 290,-/e 21,08

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