Nofretetes Schminktipps

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Das altägyptische Schönheitsideal in der sehenswerten Schau "Im Reich der Pharaonen" in der Kunsthalle Leoben .

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Das altägyptische Schönheitsideal in der sehenswerten Schau "Im Reich der Pharaonen" in der Kunsthalle Leoben .

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Waren die Damen im alten Ägypten wirklich so schön, wie uns Nofretete entgegentritt? Welcher Zauber ging von Kleopatra aus, die zwei kampferprobte römische Feldherren besiegte?

Eine kulinarisch gestaltete Ausstellung in der steirischen Stadt Leoben gibt Antwort auf solche Fragen. Die Objekte kommen aus dem Roemer-und Pelizaeus-Museum Hildesheim sowie aus dem Kunsthistorischen Museum Wien. "Auf der Suche nach Schönheit und Vollkommenheit", so der Untertitel der gelungenen Schau, kann als Motto der ägyptischen Kultur gelten. Sie ruhte auf zwei Säulen: "Ma-at" bedeutet "Kosmische Ordnung, Gerechtigkeit". Sie verlangte die Einhaltung von Regeln, über die beim Totengericht Rechenschaft abgelegt werden musste. "Neferat" aber war das Schöne, Gute, Vollkommene, das in Kunstwerken überliefert ist und damals in der sozialen Oberschicht zu einer ausgesprochen raffinierten Lebensweise führte. Körperliche Attraktivität war aber mehr als bloße Eitelkeit. Man glaubte an ein physisches Weiterleben nach dem Tod und wollte in Schönheit bei den Göttern weilen.

Ägyptische Statuen und Mumienporträts zeigen schlanke, jugendliche Schönheiten, weshalb man annehmen könnte, in Ägypten habe es nur solche Menschen gegeben. Diese Statuen aber sind Idealbilder, die nicht immer der Realität entsprachen. Und wie man auch heute die Wirklichkeit zu verschönern sucht, hatten auch ägyptische Damen ihre kosmetischen Tricks. Die Grundlage war Reinlichkeit, ganz im Gegensatz zum Rokoko, dem anderen Zeitalter des kosmetischen Luxus. Berühmt sind die Milchbäder der Kleopatra, in Hollywood-Filmen verführerisch dargestellt. Übrigens Kleopatra: Diese letzte Herrscherin des alten Ägypten gilt bis heute als Symbol weiblicher Verführungskunst. Sogar Asterix, der gallische Held, schwärmt von ihrer schönen Nase. Niemand aber weiß mit Sicherheit, wie sie ausgesehen hatte, neueren Vermutungen nach war sie sogar klein, etwas dicklich und keine Schönheit. Bestimmt aber ähnelte sie weder Vivian Leigh noch Elizabeth Taylor.

Giftige Substanzen Da zeigt die berühmte Büste der Nofretete schon ein verlässlicheres weibliches Ideal: ein schön geschnittenes, raffiniert geschminktes Damengesicht. Der Pflanzenfarbstoff Henna ergab rote Schminke für die Lippen, die schwarze Umrandung der Augen wurde mit pulverisiertem Bleiglanz erzeugt, nicht ganz ungefährlich, ist dieses Mineral doch giftig. Diese schwarze Schminke hatte aber eine weitere Wirkung: Bleiglanz hielt die lästigen Fliegen von den Augen fern und wirkte durch die Reflexion des gleißenden Sonnenlichtes ähnlich wie eine moderne Sonnenbrille.

Henna und Myrrhe dienten auch zur Zahnpflege, denn beide Pflanzenstoffe wirken gegen Entzündungen des Zahnfleisches. Damen und Herren liebten große Perücken aus echtem Haar. Man kann sich vorstellen, dass so manche Sklavin ihre eigene Haarpracht der Herrin opfern musste, vielleicht sogar, um immer wieder geschoren zu werden?

Natürlich wollte sich keine Dame ohne Schmuck sehen lassen. Da gab es feine Goldarbeiten für Ketten, Ringe und Armbänder, und besonders graziös war Schmuck aus Fayence: Ein Armband aus blauen Fayence-Stäbchen schlägt mühelos die Brücke zum Art deco unserer Zeit. Herren ließen sich alle zwei Tage rasieren, Bartstoppeln waren einfach shocking. Priester mussten täglich jedes Haar von ihrem Körper entfernen, denn nur vollständige Haarlosigkeit war höchste Reinheit. Derart schön wollte man auch im Weiterleben nach dem Tod bleiben. Mumienporträts zeigen lebende Menschen mit offenen Augen, der Tod wurde nicht dargestellt.

Die exakte Nachbildung einer Grabkammer in der Leobener Schau ist eine luxuriöse Wohnung für eine hochgestellte Persönlichkeit: Vollständige Ausmalung mit Bildern aus einem heiteren Leben, Weinreben mit üppigen Trauben umranken das Gewölbe, strahlende Buntheit vertreibt jeden Gedanken an den Tod. Dennoch konnte der Auftragsgeber seine Wohnung nicht beziehen, er wurde in der Nähe seines Pharao bestattet, die höchste Auszeichnung, die ihm gewährt wurde.

Bis 4. November Information: (03842) 48 1 48

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