Die Pressekonzentration in Österreich ist international rekordverdächtig. Am deutlichsten wird das durch nur 17 Tageszeitungen. In der Schweiz und in Schweden gibt es jeweils viermal so viele Titel. Dennoch sind auch im hierzulande geringen Bestand noch einige Daseinsberechtigungen sehr fragwürdig.
Obwohl unter Herausgeberschaft der Republik, liefert die Wiener Zeitung seit Jahren keine vergleichbaren Verbreitungs- und Reichweitedaten. Diese Verweigerung von Media-Analyse (MA) und Auflagenkontrolle (ÖAK) hat sie mit der letzten Parteipostille, dem Neuen Volksblatt der Oberös-terreichischen Volkspartei ebenso gemein wie mit dem einstigen VP-Kleinformat Salzburger Volkszeitung. Vom 2010 privatisierten, einstigen SP-Tabloid Kärntner Tageszeitung gibt es zwar noch solche Zahlen, doch die Gazette verliert zusehends an inhaltlicher Relevanz und rasant an Leserschaft - von 2004 noch knapp 18 Prozent auf 2011 nur noch rund 8 Prozent Reichweite im Land. Also nimmt sie an der MA nicht mehr teil. Wie das Wirtschaftsblatt, dessen Leserquote zuletzt bundesweit unter 1Prozent lag. Durch Verlagskooperation mit der Presse erhält es neue Chancen. Solch Zusammenarbeit mit den Vorarlberger Nachrichten ist für die Neue Vorarlberger Tageszeitung seit ihrem Erwerb durch die heutige Russ Media 1990 zwingend.
Während Pflichtinserate die Wiener Zeitung finanzieren, erhalten Kärntner Tageszeitung, Neues Volksblatt, Salzburger Volkszeitung, Neue Vorarlberger Tageszeitung und Wirtschaftsblatt zwei Drittel der Besonderen Presseförderung - 3,5 Millionen Euro. Ein Ablegen dieser Gewohnheit schafft ein neues Problem: Dann gibt es bald nur noch ein Dutzend Tageszeitungen - inklusive Gratistitel. Für demokratiepolitisch relevante Medienvielfalt benötigen wir neue Förderungskriterien.
* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst
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