Nur ein paar Schnitte …

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Immer mehr lassen sich ihren Körper chirurgisch verschönern. Alles ganz normal?

Mit bunten Stiften markiert der Chirurg die Stellen an den Oberschenkeln und am Gesäß, wo später eine lange Kanüle tief unter die Haut eindringen und unter leichtem Rütteln die Fettzellen aus dem Gewebe lösen wird. Den meisten Fernsehkonsumenten sind derartige Bilder heute bekannt. Während man es vor einem Jahrzehnt noch tunlichst vermied, die Gesichter jener zu zeigen, die nackt und "unperfekt" auf dem Operationstisch präsentiert werden, lächeln diese heute unmittelbar nach dem Eingriff in die Kamera: müde sei man oder einfach nur froh, dass es vorbei ist.

Nicht nur Hollywood

Schönheitsoperationen waren lange Hollywoodstars und allenfalls Menschen mit einem großen Geldbeutel vorbehalten. In den letzten Jahren setzte sich der Trend der chirurgischen Manipulation einer oder mehrerer Körperpartien in allen Schichten durch: da wird vergrößert, verkleinert, gestrafft, implantiert, gesaugt und gespritzt. Wie viele Menschen sich auf dem Schneidetisch verschönern lassen, kann nur geschätzt werden; rund eine Million Deutsche und 40.000 Österreicher sollen es sein, Tendenz seit Jahren stark steigend. Die American Society for Aesthetic Plastic Surgery (ASAPS) veröffentlichte unlängst eine Statistik, nach der ihre Ärzte im Jahr 2006 11,5 Millionen Mal zum Skalpell oder zur Spritze greifen und sich über Einnahmen von knapp neun Milliarden Euro freuen durften. Im Vergleich zu 1997 bedeutet das eine Erhöhung der Eingriffe um 446 Prozent. Ganz oben in der Skala stehen bei den Injektionen Faltenbehandlungen mit Botox, bei chirurgischen Eingriffen Fettabsaugungen und Brustoperationen. Und auch wenn laufend von der Aufholjagd der Männer in punkto Schönheitskult berichtet wird: 90 Prozent der Eingriffe entfallen auf weibliche Körper.

Schön krank?

Alles Menschen mit psychischen Problemen, die überzogenen Schönheitsidealen nachrennen?

Walther Jungwirth, Leiter der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie an der EMCO Privatklinik bei Salzburg wehrt sich strikt gegen ein solches Bild: "Viele meiner Patientinnen sind sehr selbstbewusst und wollen aus beruflichen Gründen, oder einfach für sich selber besser aussehen." Und jene junge Menschen, die mit dem Foto eines Stars kommen und sich ein Gesicht wie Pamela Anderson oder einen Körper wie Kate Winslet formen lassen wollen, wie es vor einigen Jahren in der MTV-Serie "I Want a Famous Face" zu bestaunen war? "Hier wird ein völlig verzerrtes Bild der ästhetischen Chirurgie vermittelt", ärgert sich der Schönheitsmediziner über solche TV-Formate. Derartige Eingriffe würde ein seriöser Chirurg niemals machen.

Überhaupt stellt er in der Praxis fest, dass der Trend wieder in Richtung kleinere Eingriffe und "natürliches Aussehen" geht. Die meisten Kunden wollen nicht, dass jeder sofort sieht, dass "sie etwas haben machen lassen". Auf "verpfuschte Operationen" angesprochen betont der Chirurg, dass ein sehr hoher Prozentsatz seiner Klientel nachher sehr glücklich sei und verweist stolz auf eine Umfrage, die er selber durchgeführt hat. "Aber die Medien interessieren sich ja schon lange nicht mehr für gelungene Schönheitsoperationen und rundum zufriedene Klienten, sondern nur noch für Extremfälle", bedauert Jungwirth.

Falsche Erwartungen

Mit falschen Erwartungen hat es aber auch er manchmal zu tun: "Dann schicke ich die Leute weg. Bei einem Gesäß-Implantat oder einer Unterschenkel-Vergrößerung zum Beispiel stehen Erfolg und Aufwand bzw. Risiko in keinem Verhältnis zueinander."

Machbar sind natürlich auch diese Eingriffe. Letztendlich muss wohl jeder selber entscheiden, was er mit seinem Körper macht.

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