Nur noch Ohljuniiiidislaaaf

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Und jetzt bitten wir die Mächtigen der Welt, nicht ganz so böse zu sein und den armen Menschen in Afrika wenigstens ein Semmerl hinüber zu schieben. Und damit das alles nicht ganz so im Verborgenen über die Bühne geht, holen wir ein paar bekannte Elektromusiker dazu, die singen ihre alten Schlager und siehe da, etwas bewegt sich in unseren Herzen, und so singen wir gleich noch einen kräftigen Protestsong und der fordert beinhart: "Give peace a chance!"

Wenn sich an diesem Mittwoch in Edinburgh die Präsidenten der großen Industrieländer treffen und den Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt beschließen, dann tun sie das nicht, weil sie die Botschaft von "Live 8", des angeblich größten Musikspektakels aller Zeiten, so ergriffen hätte.

Zehn Popkonzerte gaben am vergangenen Samstag in vier Kontinenten Selbstdarstellern in ihrer gesicherten Wohlfühlwelt die Gelegenheit, tausende Menschen in Bewegung zu bringen, und sei es für ein paar Hüftschwünge. Sogar Bill Gates hat liebe Worte für Afrika gefunden. 1985 wurden beim "Live Aid"-Konzert immerhin 254 Millionen Dollar gesammelt - diesmal reichten die frommen Sprüche aus. Aber was bringen sie den Hungernden, den Sterbenden? Haben wir mehr über Afrika erfahren, etwas neu verstanden?

Vielleicht setze ich mich jetzt dem Verdacht aus, das Wohlergehen der afrikanischen Bevölkerung läge mir nicht am Herzen, aber ich befürchte, Veranstaltungen wie diese handeln von nichts anderem als von sich selbst und von ihrer medialen Inszenierung. Popkultur hatte mal etwas mit jugendlicher Verweigerung und Nichtanpassung an eine globale Zivilgesellschaft zu tun. Aber das ist sehr lange her. Heute gilt: Ohljuniiiidislaaaf - eh schon wissen!

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen Botschaft in Berlin.

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