Nobelpreis - © Foto: AFP Photo / Scanpix Sweden / Hendrik Montgomery

Nur Staub gewischt

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2018 war die Schwedische Akademie nahezu handlungsunfähig, heuer vergibt sie dafür zwei Nobelpreise für Literatur. Richtig reformiert hat sie sich aber (noch) nicht.

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2018 war die Schwedische Akademie nahezu handlungsunfähig, heuer vergibt sie dafür zwei Nobelpreise für Literatur. Richtig reformiert hat sie sich aber (noch) nicht.

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Das Argument, mit einem Preis wie diesem gerate wenigstens die Literatur ab und zu ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, geriet vor zwei Jahren gehörig ins Wanken: Denn da sprach niemand von Literatur, sondern alle redeten nur mehr von Skandalen. Die Schwedische Akademie verband man längst nicht mehr mit der Erkundung weltbester Literatur, sondern mit der ungehörigen Vertuschung von ungehörigen Vorgängen. Ende 2017 wurden die Vorwürfe gegen ein Akademiemitglied, die Schriftstellerin Katarina Frostenson, und ihren Mann Jean-Claude Arnault immer lauter.

Sie hätten gegen die Schweigepflicht verstoßen und vorab Namen verraten, vor allem aber hätte Arnault, der inzwischen wegen Vergewaltigung verurteilt worden ist, Frauen sexuell belästigt. Dennoch entschied die Akademie Monate später, Frostenson nicht auszuschließen. Aus Protest zogen sich einige Mitglieder zurück, darunter auch die Ständige Sekretärin Sara Danius. Offiziell austreten konnten sie nicht, das sahen die Statuten nicht vor. Die Akademiemitgliedschaft gilt lebenslang. Der König musste eingreifen, er führte ein Rücktrittsrecht ein. Die Glaubwürdigkeit der Institution aber war dahin, nicht zuletzt wegen des Verhaltens mancher Mitglieder. Im Mai 2018 wurde bekannt gegeben, dass es 2018 keinen Nobelpreis für Literatur geben würde, man müsse erst das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Akademie wiederherstellen.

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