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Kardinal Paulo Evaristo Arns 90

Der brasilianische Befreiungstheologe wurde 90 Jahre alt. Während der Militärdiktatur protestierte er gegen die Verbrechen des Regimes; seit dem Übergang zur Demokratie mobilisierte er Kirche und Sozialbewegungen gegen Ungerechtigkeit, Folter und unmenschliche Arbeitsbedingungen.

Der 1921 geborene und wegen seines Einsatzes für die Armen und für die Menschenrechte weltweit bekannte Alterzbischof der brasilianischen Metropole São Paulo trat 1939 in den Franziskanerorden ein. Er studierte an der Franziskaner-Hochschule von Petrópolis. Nach einem Studium an der Pariser Sorbonne ging er nach Brasilien zurück, wo er zehn Jahre lang als Seelsorger unter den Armen wirkte. 1966 wurde er zum Weihbischof von São Paulo ernannt und vier Jahre später zum Erzbischof der damals mit 15 Millionen Einwohnern größten Diözese der Welt. Papst Paul VI. erhob ihn 1973 zum Kardinal. In der brasilianischen Militärdiktatur (1964-85) kämpfte Arns gegen Terror und Folter der Geheimpolizei und Todesschwadronen und gewährte Verfolgten oft persönlich Unterschlupf. Aufsehen erregte er, als er sein Palais verkaufte und mit dem Erlös Häuser für die Menschen in den Slums bauen ließ. Dem großen Einfluss von Kardinal Arns auf die lateinamerikanische Kirche wurde von Rom aus während des Pontifikats Johannes Pauls II. entgegengesteuert.

Viele Stimmen bezeichneten die 1989 erfolgte Aufteilung seiner Erzdiözese São Paulo nach dem Muster von Paris und New York in fünf verschiedene Diözesen als eine "Entmachtung“. 1998 trat Arns aus Altersgründen als Erzbischof zurück. Weltliche Auszeichnungen durch UNO, Regierungen, Menschenrechtsorganisationen und Universitäten folgten. In einem viel beachteten Interview für die Zeitung O Globo sprach sich Arns für die Abschaffung des Pflichtzölibats aus. "Der Zölibat sollte eine Option sein, aber nicht zur Pflicht gemacht werden“, sagte er. Er wies darauf hin, dass die Ehelosigkeit für Priester nur ein Kirchengebot sei. (KAP.)

Fischer reicht Rücktritt ein

Das Rücktrittsgesuch des Vorarlberger Bischofs Elmar Fischer liegt bereits im Vatikan. Die Diözese bestätigte einen entsprechenden Bericht des ORF. Fischer wird am 6. Oktober 75 Jahre alt und muss deshalb laut Kirchenrecht dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Bis wann im Vatikan die Entscheidung über das Ansuchen Fischers getroffen wird, ist freilich offen. (APA)

Patriarch warnt vor Assad-Sturz

Der maronitische Patriarch Béchara Boutros Raï hat die an den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad gerichteten Rücktrittsaufforderungen vehement zurückgewiesen. Ein Zusammenbruch des Baath-Regimes in Damaskus würde die christlichen Minderheiten in Nahost großer Gefahr aussetzen, warnte das Oberhaupt der mit Rom unierten größten christlichen Kirche im Libanon anlässlich eines Besuchs in Frankreich. Raï forderte vom Westen "mehr Chancen“ für Assad, damit er "die politischen Reformen, die er begonnen hat, fortsetzen“ könne. "Wir sind nicht auf der Seite des syrischen Regimes. Aber wir haben jeden Grund, eine Transition zu fürchten“, so der Patriarch. (APA)

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