Ökumenisches Engagement für die Bildung

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Die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems ist in ihrer ökumenischen Kooperation einzigartig in Europa: Fünf christliche Religionen bilden gemeinsam Lehrer aus. Die Anzahl der Studentinnen und Studenten stieg heuer um die Hälfte auf 1.600 an. Doch der Mangel an Lehrenden stellt das Personal vor enorme Herausforderungen.

Stolz erzählt Ulrike Greiner, Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems: „Ein Geheimnis unserer Hochschule ist die fruchtbare ökumenische Zusammenarbeit. Es ist uns schnell bewusst geworden, dass es gewachsene Kulturen und daher Differenzen gibt, aber auch gemeinsame Standards, auf die wir uns einigen können.“ Neben der Aus- und Weiterbildung für alle Fächer und Schularten im Pflichtschulbereich in Wien und Niederösterreich bietet die KPH auch die Religionslehreraus- und -fortbildung für den katholischen, evangelischen, orthodoxen, orientalisch-orthodoxen und altkatholischen Unterricht an. „Im Kontext eines christlichen Menschenbildes haben wir große Achtung vor den unterschiedlichen Kulturen der beteiligten Kirchen“, beschreibt Greiner. „Wie etwa die Orthodoxie hineingewachsen ist, das zu erleben, war großartig.“

Großes Betreuungsangebot

Für das heurige Schuljahr haben sich rund 50 Prozent mehr Personen für die Ausbildung angemeldet als im Jahr zuvor. Daher betreut die Kirchliche Pädagogische Hochschule, entstanden aus acht unterschiedlichen Institutionen, derzeit 1600 Studierende in der Erstausbildung. Weitere 9000 nutzen die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die besondere Betreuung der Studierenden spiegelt sich im Personalstand wider: Das Professorenkollegium zählt 380 Mitglieder, rund 80 Personen sind in der Verwaltung für diese 11.000 Personen an vier Standorten tätig. Denn mit den Campus-Standorten Wien-Strebersdorf, Wien-Mitterau in Niederösterreich, Wien-Gersthof und dem neuen Fortbildungszentrum am Wiener Stephansplatz ist die KPH bundesländerübergreifend aktiv.

KPH-Rektorin Greiner gehört der vom Bildungs- und Wissenschaftsministerium bestellten Expertenrunde „Lehrerbildung neu“ an. Bis Ende 2009 soll diese eine der Bologna-Struktur entsprechende, durchlässige und zwischen Universitäten und Hochschulen abgestimmte neue Organisation der Lehramtsstudien erstellen. Zudem wünscht Greiner, dass ein neues Dienstrecht den Forschungsauftrag inkludiert: „Das derzeitige wird den Anforderungen nicht gerecht, denn die Aufgabe der Lehrenden an den Hochschulen ist eben nicht nur die Lehre, sondern auch Forschung, Fortbildung und Qualitätsmanagement.“

Sensible Berufseinstiegsphase

Eines der aktuellen Forschungsprojekte an der KPH beschäftigt sich mit dem Einstieg junger Lehrer in den Beruf: „In dieser sensiblen Phase ist es notwendig, zum Empowerment der jungen Kollegen und Kolleginnen beizutragen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie in einem wichtigen Berufssektor tätig sind“, sagt der zuständige Vizerektor Rudolf Beer. Ziel sei, das Selbstbewusstein der Junglehrenden zu stärken und ihnen dabei behilflich zu sein, die Erkenntnisse aus der Erstausbildung in den Berufsalltag umzusetzen. „Es ist evident, dass in Österreich hier ein Stück an Begleitung fehlt. Im internationalen Vergleich erhalten Junglehrer mehr Unterstützung beim Berufseinstieg“, sagt Beer. Doch das ist nicht die einzige Aufgabe dieser Hochschule.

Ein weiterer Aspekt sei die Erforschung zukünftiger Entwicklungen: „Natürlich reagieren wir auf alle neuen Strömungen der Gegenwart, aber für uns noch viel wichtiger ist der Aspekt des Antizipierens der Zukunft“, sagt Beer, und weiter: „Wir müssen uns schon heute überlegen, wie die Schule von übermorgen aussieht, damit wir morgen die richtige Fortbildung anbieten können“, erklärt Beer. Die Hochschulen seien dazu aufgerufen, rund um die Neue Mittelschulen mitzuwirken. „Bei der Neuen Mittelschule handelt es sich aber weniger um pure Innovation, als um ein Stück Nachziehen von schulischer Realität. Viele der Dinge, die dort im Konzept festgeschrieben sind, sind schon gelebte Praxis“, ist Beer überzeugt.

Die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems steht mit zahlreichen nationalen und internationalen Partnern im Kontakt. Das Ziel: Austausch in den Bereichen Forschung, Lehre, Weiterbildung und Qualität und des Managements. „Die geografische Lage ist günstig, um mit Südosteuropa zu kooperieren. Die derzeitigen Anfragen häufen sich in einem Maße, dass wir sie gar nicht mehr alle bewältigen können“, erzählt Greiner.

Doppeljob Schule und Hochschule

Die Mobilität der Studierenden werde von der Hochschule gefördert, sagt Vizerektor Beer, denn sie bringe dieser Vorteile: „Unsere Studierenden fahren weg, kommen wieder und sind nach einem Jahr in die Profession hineingewachsen. Sie sind gestärkt in ihrer Selbstreflexion und Organisationsfähigkeit, bringen bei der Rückkehr viel Neues ein.“ Dieser Austausch sei wichtig, da Studierende andere Perspektiven, die über das Fach hinausgehen, wahrnehmen könnten.

In der zweiten Phase der Entwicklung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule wünscht sich Rektorin Greiner bürokratische Entlastungen: „In der Lehrenden-Bestellungen hätten wir gerne mehr Autonomie, damit wir schneller und kompetenter handeln können.“ Trotz enormer Anstrengungen in der Personalentwicklung spüre man schon jetzt die Folgen des Lehrermangels. „Wir brauchen auch noch mehr Menschen, die bereit sind, den Doppeljob zwischen Schule und Hochschule zu bewältigen und in einem Team mitzuarbeiten“, so Greiner.

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