Österreichs erster Oscar-Regisseur

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Irgendwie schien ein "österreichischer" Oscar nun doch schon fällig: 2001 hatte sich Experimentalfilmer Virgil Widrich als Oscar-Nominierter in der Sparte Kurzfilm wiedergefunden. Drei Jahre später "erwischte" es Hubert Sauper, der für seinen Umwelt-Krimi "Darwin's Nightmare" bei den Dokumentarfilmen eine Nominierung einheimste. 2006 wollte Österreich seine Regie-Legende Michael Haneke mit "Caché" ins Rennen um den Auslands-Oscar schicken, allein: damals durfte ein Land nur Filme in der Landessprache nominieren, also blieb Hanekes französischsprachiges Meisterwerk in Hollywood unbemerkt. Und letztes Jahr erhielt mit Florian Henckel von Donnersmarck ein deutsch-österreichischer Doppelstaatsbürger den Auslands-Oscar für die DDR-Aufarbeitung "Das Leben der Anderen". Man sieht also: Österreich war nun schon jahrlang wirklich Oscar-"nahe".

Nun hat es schließlich geklappt - was nicht zuletzt auch mit dem Thema des Films "Die Fälscher", der nun in den cineastischen Olymp aufgestiegen ist, zu tun hat: Filmische Aufarbeitung des Dritten Reiches und der Schoa kommt in Hollywood gut an. Schon vor 21 Jahren war Regisseur Wolfgang Glück mit seiner Torberg-Verfilmung "'38 - Auch das war Wien" für den Auslands-Oscar nominiert gewesen, und dass nun gerade im Gedenkjahr 1938 dieses Thema von Hollywood prämiert wurde, ist weit mehr als ein Treppenwitz der Geschichte: Regisseur Stefan Ruzowitzky sprach es in seiner Dankesrede auch an - Hollywoodlegenden wie Billy Wilder, Fred Zinnemann oder Otto Preminger hatten das Land wegen der Nazis verlassen müssen, folgerichtig, dass der erste "österreichische" Oscar eben genau diese Zeit zum Thema habe.

"Die Fälscher", die auf einer wahren Geschichte beruhende Filmerzählung, kreist um den jüdischen Geldfälscher Salomon Sorowitsch, der im KZ für die Nazis britische Pfund- und amerikanische Dollar-Noten fälscht, um dem Dritten Reich dringend benötigte Devisen zu verschaffen. Ein schillernder Charakter, in dem auch die existenzielle Ambivalenz eines Menschen offenbar wird, der das Grauen der Schoa überleben will. Eine Komödie mitten im Weltuntergang, die aber nie die Dimensionen des schrecklichen Geschehens verniedlicht. Das liegt zu einem Gutteil auch an der tief- und abgründigen Darstellung des Salomon Sorowitsch durch Karl Markovics.

Für Kenner des österreichischen Films war Stefan Ruzowitzky längst weit mehr als ein Geheimtipp. Spätestens seit 1998, als er mit seinem Mühlviertler Drama "Die Siebtelbauern" die Kritik mit der Darstellung bäuerlicher Abgründe überzeugte, gehörte der 1961 in Wien Geborene zur Riege jener österreichischen Regisseure, die den heimischen Film aus seinem Kümmer-Dasein in auch internationale Beachtung katapultierte. Mit seinen späteren Spielfilmen "Anatomie" (2000) und "Anatomie 2" (2003) variierte Ruzowitzky das amerikanische Medizin-Schocker-Genre fürs deutschsprachige Kino und versammelte darin auch dessen erste Schauspielerriege, allen voran Franka Potente.

Dass auch "Die Fälscher" in erzählerischer Hinsicht Mainstreamkino darstellen, war sicher ein Vorteil bei der Oscar-Entscheidung. Folgerichtig, dass Ruzowitzkys Opus auch in den USA, wo er seit letztem Freitag läuft, ankommt: Es verzeichnete dort den zweitbesten Start eines deutschsprachigen Films. Otto Friedrich

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