Österreichs Geschichte ins Bild gesetzt

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Ohne Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gibt es kein Verstehen der Gegenwart. Der Bildatlas zur Geschichte Österreichs erlaubt dem Leser auch ohne tiefere Vorkenntnisse eine schnelle Orientierung zu den wichtigsten historischen Daten des Landes.

Der Kartograf und Informationsgrafiker Wilhelm J. Wagner beschäftigt sich im ersten Kapitel mit der Ur- und Frühgeschichte und der Abstammung des Menschen. Eine kurze, einleitende Zusammenfassung dient ebenso dem Verständnis wie eine aufwändig gestaltete Karte, die alle Fundstellen von Knochenfragmenten der frühen Homiden zwischen dem Ostafrikanischen Grabenbruch und den Lösslandschaften Chinas aufzeigt. Die ältesten Funde des urzeitlichen Menschen in Österreich gehören demnach dem Clactonien-Kulturkreis an und sind etwa 250.000 Jahre alt. Ein Bergknappe namens Repolust entdeckte sie 1910 in einer Höhle des Badlgrabens nördlich von Peggau in der Steiermark.

Von der Urzeit zu den Habsburgern

Gebührenden Platz widmet der Autor der Entwicklung des Menschen vom Jäger zum Bauern, der Hallstattkultur sowie den Siedlungen der Kelten und Römer. Die Texte sind gut strukturiert und mit unzähligen Abbildungen versehen, die es dem Leser ermöglichen, sich ein klares Bild von der jeweiligen Epoche zu machen. Die hohe Kunst Wilhelm J. Wagners zeigt sich aber in seinen Karten, wie etwa der Darstellung der Völkerwanderung, der machtpolitischen Strategie des Hauses Habsburg im Europa des 16. Jahrhunderts oder der Entwicklung Österreichs während der Regentschaft von Kaiser Franz Joseph I.

Als am 18. Februar 1853 der ungarische Schneidergeselle János Libényi den 23-jährigen Herrscher mit einem Messer attackiert, sehen das manche Zeitgenossen als böses Vorzeichen. Zum Dank für den glimpflichen Ausgang des Attentats wird in Wien die Votivkirche erbaut. Die Vorahnung wird jedoch durch die außenpolitische Entwicklung bestätigt - der "Krimkrieg“ beginnt sich abzuzeichnen.

Ein Verdienst des Autors ist, dass er nicht nur historische Ereignisse aneinanderreiht, sondern ihre tiefer liegenden Gründe ausführlich beleuchtet. So belegt er anhand zahlreicher Zitate, dass sich schon lange vor Ende des 19. Jahrhunderts der Antisemitismus immer mehr ausbreitete. "Ohne Juda, ohne Rom, bauen wir Alldeutschlands Dom“ - solche und andere ähnlich markige Sprüche gab der deutschnationale Reichsratsabgeordnete Georg Heinrich Ritter von Schönerer 1897 von sich und zeichnete den Weg für orientierungslos gewordene Jugendliche vor. Zur Pflege des Deutschtums entstand in Wien schon 1867 der "Deutsche Volksverein“ und in Graz der "Verein der Deutschnationalen“, der seine Anhänger unter den Studenten rekrutierte.

Tief liegende Wurzeln

Nach einer ausführlichen Auseinandersetzung mit der Zwischenkriegszeit, Österreich im Dritten Reich und den schwierigen Anfangsjahren der Zweiten Republik beleuchtet der Autor die Koalitionen und Alleinregierungen der 50er- und 60er-Jahre. Das Geschichtebuch reicht bis in die Gegenwart und schließt daher mit einer Analyse Österreichs als Teil der Europäischen Union.

Hugo Portisch urteilt über dieses Buch: "Wilhelm J. Wagner macht Geschichte dreidimensional. Er vereinigt Wort, Bild und kartografische Darstellung zu einem einzigen Gebäude, das für den Leser von allen Seiten anschaubar, begehbar und damit begreifbar wird. Das ist kein Nachschlagewerk, obwohl es auch als solches dienen wird, das ist spannend erzählte Geschichte, die erlebbar wird durch die besondere Art der Aufarbeitung.“

Bildatlas zur Geschichte Österreichs

Von Wilhelm Wagner

Styria premium 2011

296 Seiten, geb., € 29,99

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