Österreichs Imame überfordert

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Imame in Österreich sind in ihrer Moscheegemeinde häufig mit Situationen konfrontiert, für die sie weder durch ihre theologische Ausbildung noch durch ihre praktischen Erfahrungen in ihren Heimatländern ausreichend gewappnet sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue empirische Untersuchung der Universität Wien, durchgeführt von einem Forscherteam rund um Islamwissenschaftler Ednan Aslan. Analysiert haben die Forscher anhand detaillierter Falldarstellungen die jeweiligen biografischen Hintergründe der Imame, ihre Migrationsgeschichten, ihre religiöse Ausbildung, ihre Wertvorstellungen sowie ihre Bildungs-und Erziehungsideale. Aus den qualitativen Leitfadeninterviews mit den Imamen ergab sich eine Typologie mit vier verschiedenen Gruppen: Imame mit Islah-Mission, die österreichische Moscheevereine als unwissend betrachten und meinen, sie müssten muslimische Gläubige zum "wahren Islam" zurückführen. Demgegenüber stehen Imame als Brückenbauer, die sich aktiv um die Integration ihrer Gemeindemitglieder bemühen. Die dritte Gruppe von Imamen stellen die Hüter der religiösen Identität und Tradition dar. Als vierter Typ wurden Imame mit begrenztem Handlungsraum identifiziert, die aus verschiedenen Gründen auf Integrationsprozesse ihrer Gemeindemitglieder nicht einwirken können. "Zwei Drittel der Interviewpartner entsprechen den beiden Typen "Imame mit Islah-Mission" sowie "Hüter der religiösen Identität". Für sie steht die Wahrung der Herkunft im Zentrum, sie stellen keine Bindeglieder zwischen Herkunftskontext und Aufnahmekontext dar", erklärt Studienautor Jonas Kolb. Das restliche Drittel sei den Typen "Brückenbauer" und "Imame mit begrenztem Handlungraum" zuzuordnen. Die Autoren der Studie plädieren für eine Verbesserung des rechtlichen Status der Imame und die Schaffung eines theologisch-islamischen Studiums in Österreich, damit Imame besser auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Medial würden Imame meist in Verbindung mit Problemen und Defiziten dargestellt und mit negativ behafteten, klischeehaften Bildern in Zusammenhang gebracht, so der Befund der Studie.

Die befragten Imame sind in insgesamt 43 Moscheevereinen (von insgesamt etwa 300 österreichweit) in den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Vorarlberg tätig, ihre Moscheevereine werden von türkischen, arabischen, albanischen, bosnischen, pakistanischen, kurdischen, mazedonischen, bangladeschischen sowie iranischen Gemeinschaften besucht.

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