"Ohne Kultur ist ein Land tot"

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Brigitte Fassbaender bereitet ihre erste Saison als Intendantin am Tiroler Landestheater vor.

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Brigitte Fassbaender bereitet ihre erste Saison als Intendantin am Tiroler Landestheater vor.

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Das Motto "Qualität und Popularität" hat Brigitte Fassbaender, Nachfolgerin des an die Wiener Volksoper berufenen Intendanten Dominique Mentha, an die Fahnen geheftet, die sie während ihrer Tätigkeit am Tiroler Landestheater hochhalten will. Sie strahlt Schwung und Zuversicht aus, die neue Intendantin, und ist voller Pläne.

"Theater für Tirol" will sie machen und dabei auch durch gezielte Werbung die Abonnentenzahl erhöhen. Nach einem "spannenden und kreativen Vorbereitungsjahr - im besten Einvernehmen mit Intendant Mentha, was gar nicht so selbstverständlich ist" - hat sie den Spielplan für das kommende Theaterjahr vorgelegt. Sie setzt auf Shakespeare als Leitfigur, die die Produktionen mehr oder weniger dominieren wird. Sechs Uraufführungen und drei österreichische Erstaufführungen stehen ins Haus. Den Auftakt bildet "Otello" von Verdi, das Schauspiel startet mit "König Lear" und einem populären Gast: Dietmar Schönherr als Lear.

Unter anderem stehen auch vier Tanztheater-Uraufführungen auf dem Spielplan. "Operetten und Musicals sind Chefinnensache, die inszeniere ich selbst." Seit Mai '98 logiert Brigitte Fassbaender an bis zu fünf Tagen pro Woche in ihrem Büro in der Innsbrucker Hofburg, "eine gute Lage, so nah am Theater." Ihre neue Position in Tirol betrachtet die designierte Intendantin als willkommene Herausforderung: "Ich lerne gern und bin immer breit, Neues dazuzulernen!"

Schon mit 18 Jahren, nach dem Besuch des Gymnasiums, hat die geborene Berlinerin - Tochter der Schauspielerin Sabine Peters und des Baritons, Kammersänger Willy Domgraf-Fassbaender - das Gesangsstudium bei ihrem Vater aufgenommen. Bei einem Studentenkonzert in Nürnberg wurde sie vom Münchner Intendanten, Rudolf Hartmann, entdeckt und vom Fleck weg an die Bayerische Staatsoper engagiert. "Ich sang dann alles, was es an Pagen und Mägden gab" ... und das Repertoire "der Fassbaender" wuchs bis zu den größten Partien. Nach zehn Jahren löste sie den Münchner Vertrag und begann ihre Gastspiele an allen führenden Opernhäusern der Welt: "Ich hasse Reisen, hasse den Koffer, und habe doch zwei Drittel jedes Jahres mitReisen verbracht!" Daran mag wohl auch die Ehe mit einem Regisseur an der Münchner Staatsoper gescheitert sein.

Metropolitan, New York, Scala, Mailand, Covent Garden, London, Wien, Salzburg etc., etc. ..., die größten Häuser rissen sich um den Star! Im Laufe der Jahre nahmen Konzert und Liedgesang besonders umfassend Raum im musikalischen Schaffen der Kammersängerin ein. Weit über 100 Schallplatteneinspielungen liegen daraus vor.

Anfang 1995 beendete Brigitte Fassbaender ihre Gesangskarriere, um sich ganz der Regiearbeit zu widmen, der schon seit 1990 ihr Hauptinteresse galt. Inzwischen stellte sie sich mit über 20 Inszenierungen im In- und Ausland vor. Nach zwei überaus erfolgreichen Interimsjahren als Operndirektorin am Staatstheater Braunschweig, wo es ihr gelang, das Haus "wieder bestens auf Vordermann zu bringen", hat Brigitte Fassbaender die Intendanz am Tiroler Landestheater übernommen. Mit Spannung erwartet Innsbruck die Arbeit der neuen Intendantin, die betont: "Das Theater sollte in Tirol den gleichen Stellenwert erreichen wie der Sport. Denn ohne Kultur ist ein Land tot!"

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