Oratorium für den Kommunismus

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Das Aufführungsverbot war erst im heurigen Frühjahr aufgehoben worden. Nun steht "Die Maßnahme" von Hans Eisler und Bertolt Brecht auf dem Spielplan der Neuen Oper Wien im Jugendstiltheater: ein Ereignis von größtem musikhistorischen Interesse. Das 1930 uraufgeführte Stück ist ein kommunistisches Oratorium, ein ebenso erschreckendes wie imposantes Relikt aus einer Zeit, in der Ideologien alles und Menschen nichts galten.

Allen Ernstes rechtfertigen Eisler und Brecht die Ermordung eines jungen Kommunisten durch seine Genossen, weil dieser Menschlichkeit über die Ideologie gestellt hat. Musikalisch ist diese Ungeheuerlichkeit sehr effektvoll gestaltet. Die mitreißenden Blechbläser und der mächtige Chor verführen geschickt zur Identifikation mit der Aussage des "Lehrstückes". Regisseur Leonard C. Prinsloo hat allerdings gegen die Intention der Autoren inszeniert: Die Sympathien liegen beim Ermordeten und nicht bei den Mördern. Und die Kritik an ideologisch motivierter Unmenschlichkeit wird auf alle Ideologien ausgeweitet. Sehenswert.

In der Pause, die der "Maßnahme" folgt, kann man jedoch getrost nach Hause gehen. Denn dann kommt - warum, ist ein Rätsel - "Frankenstein!!" von HK Gruber (nach Reimen von H. C. Artmann): Eine Darbietung für Menschen, die sich für abgelaufene E-Musik ebenso begeistern können wie für Kasperltheater. Sehr viele werden das nicht sein.

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