ORF: Gefahr ist. Aber wächst das Rettende auch?

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Die Zeichen stehen auf Sturm. Wenn sogar Franz Küberl davon spricht, dass der derzeitigen ORF-Geschäftsführung die Rute ins Fenster gestellt wurde, hat Alexander Wrabetz tatsächlich nur mehr wenige Freunde im Stiftungsrat. Denn der Caritaspräsident, der für die Religionsgemeinschaften im Aufsichtsgremium des ORF sitzt, gehört zu den ganz wenigen parteiunabhängigen Stiftungsräten und hat sich kaum an Spekulationen um die politische Farbenlehre um den ORF beteiligt.

Die dramatische Budgetsituation ist aber nur das Symptom einer komplexen Situation, die für den ORF erstmals seit der legendären Rundfunkreform der späten 1960er Jahre existenziell bedrohlich ist. Daher kann das Jahr 2009 zu einem Schlüsseljahr für die Zukunft des öffentlichen Rundfunks in Österreich gelten.

Zunächst muss die ORF-Führung im Februar mit dem Finanzausschuss des Stiftungsrates, im März dann mit dem gesamten Stiftungsrat ein mittelfristiges Struktur- und Finanzkonzept erarbeiten. Zuletzt war der Generaldirektor mit seinen von vielen als unausgegoren eingeschätzten Plänen im Stiftungsrat nicht durchgekommen. Ausgliederungen und Verkäufe stehen dann erneut zur Diskussion - die Rosenhügel-Studios, die Sendertochter ORS, das Radiosymphonieorchester Wien oder die Aufgabe des Küniglbergs als Zentrale des ORF.

Doch die eigentliche Dramatik für Österreichs größtes Medienunternehmen ist ein Legitimationsdruck, wie er in der ORF-Geschichte noch nie so spürbar war: Was ist Anno 2009 der öffentliche Auftrag an den ORF? Dass Wrabetz bald nach seinem Amtsantritt ein Public-Value-Kompetenzzentrum eingerichtet hat, zeigt, dass die ORF-Geschäftsführung auf die europaweite Entwicklung öffentlicher Rundfunkanstalten, ihren öffentlichen Mehrwert auszuweisen, aufspringt.

Erst Anfang Dezember hat die Anstalt ihren ersten "Public Value Bericht" vorgelegt - gar spät. Es gibt dazu auch eine externe Begleitung: Das Institut für Journalismus und Medienmanagement der Fachhochschule Wien hat ein mit 580.000 Euro für vier Jahre dotiertes Forschungsprojekt an Land gezogen, das die Zukunftsfähigkeit des öffentlichen ORF und dessen Public Value untersuchen und bewerten soll.

Zauberformel "Public Value"

Ähnliche Vorgänge sind bei anderen Rundfunkanstalten längst im Gange. Ob dem ORF einBefreiungsschlag wie der BBC vor einigen Jahren gelingen kann, wird 2009 spannend machen: Die Mutter aller öffentlichen Rundfunkanstalten fand sich ja schon knapp nach der Jahrtausendwende in einer veritablen Legitimationskrise. Seitdem überprüft die BBC unter anderem mit einem Public-Value-Test ihre Aktivitäten auf den öffentlichen Mehrwert hin.

Der ORF wird seine diesbezüglichen Anstrengungen massiv beschleunigen müssen. Man braucht kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass das ORF-Jahr 2009 sich zu einem Wettlauf zwischen Legitimations- und Sparanstrengungen auswachsen wird.

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