ORF: Schlacht gewonnen

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Eigentlich ist es noch zu früh, das erste Jahr der Ära Weis im ORF zu begehen. Denn erst im Herbst 1998 trat der alte Stratege der Zeiler-Zeit den wirklich nicht so neuen Job auf dem Küniglberg an. Aber schon am 6. Juli war gewählt worden, und Gerhard Zeiler ging so schnell ab, daß streng genommen zwar ein Interregnum herrschte, in Wirklichkeit aber doch schon Weis im Amt, wenn auch noch nicht in Würden war.

Franz Küberl, nicht nur Caritas-Präsident, sondern auch ORF-Kurator der Kirchen, wünschte dem zum Küniglbergherrn Beförderten ein ORF-Gesetz als Morgengabe. Wir argwöhnten schon vor Jahresfrist, daß dies zwar zweckmäßig wäre, in Kenntnis der heimischen Verhältnisse ein frommer Wunsch bleiben würde.

War da aber nicht doch etwas? Ja, im Dezember gab es ein Medienpaket, eine kleine Bescherung für den großen ORF: Ein bißchen mehr Werbung durfte von nun an sein, und auch die Privatradios sollten etwas mehr naschen können, damit nicht nur der große Bruder etwas kriegt. Wirklich neu war aber nichts. Wie denn auch, wo doch in unveränderbarer Tradition Medienpolitik in Österreich immer noch Stillstand bedeutet hat.

Aber der große Bruder hat mit kleinen Geschenken nie genug. Darum kam schon ein halbes Jahr später die nächste Bescherung für den ORF: Ein zweites, klitzekleines Medienpaket gab der Nationalrat im Juli noch schnell auf, bevor er sich wegen bevorstehender Wahl auflöste. Der ORF kriegt diesmal leichteren Zugang zu den Seherdaten, auf daß Schwarzseher und -hörer leichter gefunden werden.

Gerhard Weis, das kann nach diesem ersten Jahr sehr wohl konzediert werden, entpuppte sich durch und durch als Real-Macht-Politiker. Er wußte, was zu erreichen war, und - im Vergleich zur privaten Konkurrenz - gestand ihm die Politik viel zu; vor allem die Rolle des ORF als Platzhirsch im heimischen Mediengefüge. Denn was Gerhard Weis wirklich Kopfzerbrechen bereitet hätte, wäre ernstzunehmende Konkurrenz auf dem TV-Sektor. Doch die verhütet ja der Starrsinn österreichischer Medienpolitik ganz zuverlässig. Der ORF-General hat in der Medienschlacht so gesehen sicher einen Sieg errungen. Privatfernsehen sollte zwar in dieser Legislaturperiode kommen.

Diese ist aber ohne diesbezügliche Aktivität vorübergegegangen. Am 3. Oktober wählt Österreich. Danach kann die ORF-genehme Verhinderungstaktik fröhlich weitergepflegt werden.

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