An der fachlichen Kompetenz der neuen ORF-Intendanten und -Direktoren, die dieser Tage gewählt und von Gerhard Weis, ihrem Chef, vorgestellt wurden, gibt es kaum einen Zweifel. Nachdem es sich samt und sonders um gestandene ORF-Leute (oder, wie beim neuen Finanzchef Alexander Wrabetz, um ein ORF-Kuratoriumsmitglied) handelt, wissen alle, woran sie aneinander sind.
Der Eindruck der Ära Gerhard Zeilers war gewesen, der ORF wolle, was Ausrichtung und Programm betrifft, zum besseren Privatsender mutieren. Zu Ende der Zeilerschen Intendanz (ab dem Abgang von Programmchef Andorfer im Sommer 1997) wandte sich das Blatt: Langsam, aber doch wurden wieder mehr öffentlich-rechtliche Konturen sichtbar. Mit Gerhard Weis und seiner Mannschaft dürften diese nun noch deutlicher werden.
Neben solch - erfreulicher - Perspektive hinterließ die Präsentation des Konzepts der Neuen doch auch eine nicht ungefährliche Drohung: So soll ORF-übergreifend ein Schwerpunkt "Jahrtausendwende" auf die Hörer und Seher zukommen; vom Herbst 1999 bis Anfang 2001 wird ORF-weit Millennium gefeiert. Informationsintendant Hannes Leopoldseder sprach bei seiner Präsentation davon, daß der ORF den Menschen helfen müsse, die immer komplizierter werdende Welt zu verstehen und dabei Orientierung zu bieten. Hörfunkchef Manfred Jochum will gar "Haltegriffe auf dem schwankenden Boden des Zeitgeistes" liefern und "ein gewisses Maß an Sicherheit und Vertrauen in der Risikogesellschaft" vermitteln.
Daß die Medien der Gegenwart sich zunehmend sinnstiftende (und religiöse) Kompetenz anmaßen, wird schon länger diskutiert. Auch beim ORF (und angesichts obiger Aussagen) wird diese Dimension seiner Vorhaben genau zu beobachten sein.
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