Oscar Romero, die Freiheit und ihr Erbe

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Zum 35. Mal werden heuer sozial engagierte Menschen mit dem Romero-Preis der Katholischen Männerbewegung ausgezeichnet. Wie der Preis den Menschenrechten zum Durchbruch verhalf, erzählen heuer die Preisträger der früheren Jahre.

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Zum 35. Mal werden heuer sozial engagierte Menschen mit dem Romero-Preis der Katholischen Männerbewegung ausgezeichnet. Wie der Preis den Menschenrechten zum Durchbruch verhalf, erzählen heuer die Preisträger der früheren Jahre.

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Die Aktion SEI SO FREI der Katholischen Männerbewegung ehrt zum 35. Mal sozial engagierte Menschen mit dem Romero-Preis. Anlässlich des Jubiläums kommen ehemalige Preisträger und Preisträgerinnen zur Verleihung. Sie reflektieren die Wirkung des Preises auf ihre Arbeit. Erzbischof Oscar Arnulfo Romero gibt der Auszeichnung ihren Namen. Für seine Bestrebungen der "Theologie der Befreiung" in Mittelamerika bezahlte er 1980 mit dem Leben.

Dem Tod entkommen

Und beinahe wäre es Gabriel Meija auch so ergangen, damals 2006. Eine Kugel schlug hinter Mejías Auto-Kopfstütze ein. Reflexartig duckt er sich in den Autositz. Die Menschen auf den Straßen von Medellín drehen sich ruckartig um. Weitere vier Kugeln schlagen in den Beifahrersitz ein. Ein Junge steht nahe am Auto, er bedient die Handfeuerwaffe. In Panik rennt er weg vom Tatort. Pater Mejía bleibt erschrocken, aber unverletzt im Auto sitzen. Insgesamt vier Attentate hat der Kolumbianer überlebt. Immer wieder wird er zu Zielscheibe von Banden oder wie in diesem Fall von Mutproben junger Buben. Oft wollen sie einer Gang beitreten und müssen sich vor den Drogenbossen auf die Probe stellen. Mejía ist da ein beliebtes Ziel, er gründete über fünfzig Zentren für Straßenkinder in Kolumbien. Ein Schwerpunkt ist Drogen-Prävention und -Entzug. Für seinen Einsatz wurde er 2008 mit dem Romero-Preis geehrt. "Den Romero-Preis habe ich in Vertretung von hunderten Mitarbeitern, Mitarbeiterinnen und Freiwilligen der Heime bekommen. Jeden Tag verändern sie das Leben von Straßenkindern in Kolumbien zum Guten. Uns treibt die Ehrung zusätzlich an", so der Pater.

Saria Amillen Anderson reiht sich 2010 als Preisträgerin in die Liste ein. Für die tansanische Expertin für Dorfentwicklung und autonome Landwirtschaft war der Romero-Preis "ein Symbol der Hoffnung. Für meine Arbeit bedeutet die Auszeichnung, dass ich weiterhin gegen extreme Armut in den Dörfern kämpfen kann. Die Menschen in meiner Heimat müssen sich einen besseren Lebensstandard aufbauen können." Die selbst HIV-Positive setzt sich neben der Bekämpfung von Hunger für sexuelle Aufklärung ein. In den Dörfern selbst müsse ein Umdenken stattfinden. Regelmäßig baut sie mit Frauen vor Ort ein Vertrauensverhältnis auf. Sie sollen sich dann innerhalb der Dorfgemeinschaft gegen Genitalverstümmelung einsetzen und über HIV und Aids aufklären. Eine weitere der insgesamt neun prämierten weiblichen Vertreterinnen ist Janira Jesus Souza da Franca.

Für Indigenenrechte

Als Direktorin und Lehrerin in einer Landwirtschaftsschule vermittelt sie mehr als nur Lehrstoff. Biologische Anbauweise und praktische Kleintierhaltung sind der Brasilianerin besonders wichtig. Ihre Expertise nutzt sie auch, wenn sie die Rechte von Landlosen, Indigenen und Kleinbauern vertritt. Seite an Seite kämpft sie mit ihnen gegen landgierige Großgrundbesitzer. Dabei ist sie ähnlich wie Pater Mejía bereits öfter in brenzlige Situationen gekommen. Demoralisieren lässt sich die überzeugte Aktivistin davon nicht. Sie darf sich 1992 über den Romero freuen. "Meine Projektarbeit wurde anerkannt. Außerdem ist es ein klares Symbol, dass ich für die Rechte unterdrückter Völker weiterkämpfen soll", meint die mütterlich-strenge Schuldirektorin.

An der Symbolträchtigkeit des Preises kann man kaum rütteln. Es bleibt nur die Frage, ob es für eine nachhaltige Entwicklung reicht, punktuell symbolhafte Preise auszuteilen.

Für besonders Engagierte

Luis Cordero, Pressesprecher der Männerbewegung, entgegnet, dass die Förderung von entwicklungspolitischen Konzepten nicht an die Auszeichnung gebunden ist. Der Romero ist sozusagen ein "Zuckerl" für besonders Engagierte. Der Preis und die Aktion SEI SO FREI hätte in Lateinamerika und Afrika bereits große öffentliche Kreise gezogen. Die Ehrengäste ziehen schließlich mit ihrem Romero auf ihren Reisen die Medien und die Politik an. "Da werden wichtige Verbindungen geknüpft. Auf diesen Touren finden die Projektleiter oft weitere Sponsoren. Pater Mejía ist da das beste Beispiel, er konnte den einen oder anderen Landespolitiker sehr beeindrucken", sagt Cordero.

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