Werbung
Werbung
Werbung

Josefstadt: Pointen-Feuerwerk "Ein idealer Gatte".

Nicht der Oscar, doch immerhin der begehrte "KulturPreis Europa 2001" wurde dem Wiener Theater in der Josefstadt dieser Tage zuerkannt: für die Produktion "Besuch bei Mr. Green" von Jeff Baron, in der Fritz Muliar und Michael Dangl in der Regie von Franz Morak brillieren. Doch einen Oscar, wenn auch nicht die für Bühnen gar nicht vorgesehene Film-Trophäe, sondern eine Oscar-Wilde-Inszenierung von Bedeutung, hat dem Haus jüngst Michael Gampe beschert. Unter seiner Regie serviert ein zu Höchstform auflaufendes Ensemble die Komödie "Ein idealer Gatte" als Pointen-Feuerwerk mit Tiefgang. Das kongeniale Bühnenbild von Rolf Langenfass, wenig Mobiliar vor durchsichtigem Plastik, lenkt nicht vom Text und dessen funkelndem Sprachwitz ab und dient der Aussage des Stückes: Niemand ist vollkommen, totale Transparenz würde jeden in ein schiefes Licht setzen.

Indem Gampe die Protagonisten zu Beginn und am Ende steif wie Wachsfiguren dastehen und dazwischen das Geschehen wie eine - von Gottfried Gamperl trefflich musikalisch gestaltete - Spieluhr ablaufen lässt, signalisiert er die zeitliche Distanz zum Ursprung des Stückes, das gar keiner modischen Aktualisierung bedarf. Die Geschichte vom Politiker mit dem dunklen Punkt in der Karriere, dessen Aufdeckung droht - verbunden mit einem Skandal und der Trennung von der ihn vergötternden Gattin -, kann jeden Tag in jedem beliebigen Land passieren, nicht nur im spätviktorianischen England, dessen upper class Wilde mit Genuss durch den Kakao zieht.

Wilde zeigt sich als Moralist, für den Moral im Vergeben, aber auch im Sich-Bessern besteht. Sowohl der Staatssekretär Sir Robert Chiltern als auch seine Gegenspielerin Mrs. Cheveley haben Jugendsünden begangen. Dass Chiltern, noch nicht ahnend, dass das Beweisstück für sein Vergehen vernichtet ist, mit einer flammenden Parlamentsrede Kopf und Kragen riskiert, rechtfertigt ihn letztlich, während Mrs. Cheveley Bosheit an Bosheit reiht und damit auch ihre Beziehung zum dandyhaften Lord Goring - eine leidenschaftliche Szene zeigt, dass daraus etwas hätte werden können - ruiniert hat.

In allerbesten Händen

Bei Peter Scholz (ein sehr modern wirkender Sir Robert Chiltern), Petra Morzé (großartig als zugleich verletzliche und raubtierartige Mrs. Cheveley) und Michael Dangl (souverän als affektiert-eitler, intelligenter, die Pointen nur so aus dem Ärmel schüttelnder Lord Goring) sind die Hauptrollen in den allerbesten Händen. Daneben stellen vor allem Franz Robert Wagner (Lord Caversham), Sandra Cervik (Lady Chiltern), Marianne Nentwich (Lady Markby) und Maria Köstlinger (Mabel Chiltern) sehr präzise gezeichnete Wilde-Charaktere auf die Bühne der Josefstadt, die mit dieser Inszenierung viele Besucher magnetisch anziehen dürfte und wird. Das Premierenpublikum war jedenfalls höchst amused.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung