"Psalm", das interkulturelle Musikfest zum Frühlingsbeginn, von 19. bis 28. März in Graz.
Nunmehr zum dritten Mal belebt das multikulturell inspirierte Festival "Psalm" die Grazer Osterzeit. Insgesamt elf Veranstaltungen gruppieren sich nach der Idee von styriarte-Intendant Mathis Huber um die Karwoche, um "aus sehr verschiedenen Blickwinkeln das Geheimnis des wiedergeborenen Lebens und der wiedererwachenden Natur zu beleuchten". Dank der sich heuer ergebenden terminlichen Koinzidenz kann die innere Verbindung von Ostern und Frühlingsbeginn 2005 besonders deutlich gemacht werden. Das vielfältige Programmspektrum reicht vom Vortrag des religiösen türkischen Epos Mevlud über die Geburt des Propheten durch Koranrezitatoren aus Istanbul inklusive türkischem Festmahl (19. 3.), einem mittelalterlichen Mysterienspiel mit dem Münchener Ensemble Sarband (20. 3.) bis zum dreiteiligen Tenebrae-Zyklus der christlichen Liturgie (23., 24., 25. 3.), gestaltet von Armonico Tributo Austria und der Grazer Choralschola, und dem Gospel-Programm des finnischen Sextetts Rajaton (27. 3.). Der Konzertabend von Musica Antiqua Köln am 21. März gilt neben Werken von Heinichen und Telemann Johann Sebastian Bach, der genau zu Frühlingsbeginn seinen Geburtstag feierte. Auf dem Programm stehen dann auch seine Frühlingskantaten Weichet nur, betrübte Schatten und O holder Tag.
Neue westöstliche Musik
Den Kontrapunkt zum Schwerpunkt auf Barock und Alte Musik bildet das Konzert des Grazer Orchesters recreation am Karfreitag, das zwei bedeutende geistliche Werke der neueren Musik des 20. Jahrhunderts nebeneinander stellt: Fratres des Esten Arvo Pärt und Sieben Worte der in der Tartarischen Sowjetrepublik geborenen Sofia Gubaidulina (25. 3.). Für beide ist Religiosität eine wesentliche Dimension ihres künstlerischen Schaffens. In Gubaidulinas Werk berühren sich östliche und westliche Traditionen, wie in den Sieben Worten bereits die Soloinstrumente deutlich machen: Bajan, die russische Version der Knopfharmonika, deren Klang durch starke Nähe zum menschlichen Atem unverfälschte Körperlichkeit evoziert, steht dem klassischen Cello gegenüber. Solche Polaritäten, die charakteristisch für Gubaidulinas Musik sind, symbolisieren den Gegensatz Himmel und Erde und sollen letztlich zur Einheit zusammengeführt werden: "Ich möchte eine Einheit schaffen zwischen meiner Existenz und der von Gott. Nur im Akt von Religion und Kunst bekommen wir wirklich die existenzielle Zeit. Ich verstehe Religion als Prozess des Schaffens von Einheit. Vielleicht ist das nur ein Gottesdienst für mich selbst", erläuterte die Komponistin. Fratres ist ein frühes Beispiel des von Pärt kreierten Tintinnabuli-Stils, dessen Name auf den Gebrauch der Glocken in der östlichen Kirche anspielt. Pärts Musik ist zutiefst mit der Stille und dadurch auch dem Tod verbunden.
Mittelalterliches Osterspiel
Des is an Aufwachn / rundum im Land, / rundumadum / a fröhliche Urständ, / ein Auferstehn, / ein Auferstehn / aus wintriger Nacht, / von Trübsal und Dunkl / von Schlaf und von Tod. Carl Orffs Comoedia de Christi resurrectione, Teil des Bairischen Welttheaters, lässt die Auferstehungsgeschichte im Sinne eines theatrum mundi, in dem die dämonischen Kräfte gegen die Menschenwelt kämpfen, neu aufleben. Das 1955 geschriebene Theaterstück, das von Wolfram Berger im Duo mit dem Posaunisten Bertl Mütter vorgetragen wird (26. 3.), greift auf die mittelalterliche Form des Osterspiels zurück. Dabei stellt sich das im altbayrischen Dialekt erzählte, lateinisch und griechisch kommentierte Geschehen als eine der vielen möglichen symbolischen Deutungen des Auferstehungsmythos dar.
Die Nacht ist vergangen ... So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis ... Den Abschluss des ansprechenden Programms bildet ein Mendelssohn-Abend mit der 2. Symphonie in B-Dur, Symphonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift, mit Ildikó Raimondi und dem Arnold Schoenberg Chor (28. 3.).
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