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Die Erzdiözese Wien verwaltet sein Erbe, Initiativen finden anderswo statt.

Gedenktage können Pflichtübungen sein oder Glücksfälle, die wach und nachdenklich machen, was von der zu bedenkenden Person oder Sache heute noch lebendig und spürbar ist. Gedenktage können aus pflichtschuldiger Ehrfurcht (und Furcht ist selten kreativ) oder aus freudiger Erinnerung, die Anregung und Impuls gibt, gefeiert werden. Als Glücksfall ist die Ausstellung Happy Birthday, Monsignore im Wiener Dom-und Diözesanmuseum nicht zu bezeichnen. Auf schwarzen Stellwänden werden 100 Werke aus Otto Mauers Grafiksammlung präsentiert, zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Textbeiträgen von Zeitgenossen und Freunden - wie in den vorigen Katalogen zu diversen Gedenktagen auch.

Im Austellungsfolder scheut man sich nicht, Otto Mauer und andere zu zitieren: "Kunst ist Begeisterung" oder "Sie sollten nicht Mauer, sondern Feuer heißen." Von all dem ist in der Ausstellung rein gar nichts zu spüren. Absolut unverständlich ist, warum der Otto Mauer Preis und die damit verbundene Weiterführung der Sammlung in die Gegenwart ignoriert werden. Im so genannten Kabinett des Museums wäre Raum genug für eine kleine, unaufwändige Präsentation des Preises und seines Umfelds (zum Beispiel eine Liste der Künstlerinnen und Künstler; eine Arbeit von Bernhard Frühwirth, Preisträger 2006, ein Hinweis auf die Werke von Preisträgerinnen und Preisträgern in der Sammlung Otto Mauer) anstelle der aktuellen Ausstellung, die mit Mauer und seiner Sammlung aus vielerlei Gründen so gar nichts zu tun hat.

Lieblos im Dommuseum

Im Ausstellungskatalog kommt Erhard Busek zu Wort, in einem Beitrag, der das erste Mal bereits 1999 in einem Katalog zu Otto Mauer und seiner Sammlung abgedruckt wurde:

Rückblickend gestehe ich, dass die Abwicklung des Erbes, die Weiterführung, der Übergang der Sammlung an Prälat Dr. Karl Strobl, die Übergabe der Sammlung Otto Mauer an das Dom-und Diözesanmuseum und die Schaffung des Otto Mauer Fonds trotz der Komplexität des Vorgangs leidlich gut vor sich gegangen ist und der Kirche von Wien bleibend eine Möglichkeit geschaffen hat, mit den Zinsen aus den Talenten Otto Mauers lange Zeit zu wuchern. Ob sie das auch in geeigneter Weise tut, bleibt für mich dahingestellt.

Der Handlungsspielraum zwischen bloßem Verwalten der Sammlung und Gestalten ist groß, doch derzeit spielen sich die kreativen Initiativen an anderen Orten ab. Das Netzwerk um den Preis - seine Künstlerinnen und Künstler, Jurorinnen und Juroren, Theoretiker, Galeristen, … - wird von anderen gepflegt und weitergeknüpft: in den Projekten von Gustav Schörghofer SJ in der Jesuitenkirche und in der Zacherlfabrik oder in die SCHAU! von Hartwig Bischof am Institut für Dogmatik der Universität Wien.

Auch die kommende Ausstellung Otto Mauer und seine Preisträger findet an einem anderen Ort, in einer Bank (Investkredit) statt. Kuratiert wird diese Ausstellung von Gustav Schörghofer, der damit einen Bogen über die Wirkungsgeschichte Otto Mauers über Prälat Karl Strobl, Günter Rombold, Matthias Böckl und seine eigene Tätigkeit als Juryleiter des Otto Mauer Preises spannt.

Mauer-Preisträger in Bank

Verliehen wird der hoch dotierte und bekannte Otto Mauer Preis jedoch von der Erzdiözese Wien, die damit eine große Chance hätte, in direkten und nachhaltigen Kontakt mit hochqualitativer zeitgenössischer Kunst zu kommen. Die Fäden liegen alle bereit, sie müssten nur aufgenommen und verknüpft werden. Dafür braucht es weder viel Geld noch großartige Räume, sondern Neugier, Begeisterung, Offenheit, die Bereitschaft zu schauen, zu hören, zu kommunizieren. Mit einem Raum in musealem Rahmen für die ständige Präsentation der Sammlung Otto Mauers, so erfreulich eine solche Ausstellung auch wäre, ist noch nicht der Schritt vom bloßen Verwalten zum Gestalten getan.

Das Potenzial zur Gestaltung - den schöpferischen, geistigen und spirituellen Wert der Sammlung zu steigern und die Sammlung tatsächlich fortzuführen - liegt in den Möglichkeiten des Preises und dessen Umfeld. Dort ist die Kirche Wiens im Sinne Otto Mauers am Puls der Zeit, an der eben entstehenden Kunst. Eine Chance, die nicht an Sponsoren für geeignete Präsentationsräume gebunden ist.

Was alles möglich wäre

Solange es diese Räume nicht gibt, spricht nichts dagegen, bereits Vorhandenes zu nützen, die Preisträger und Preisträgerinnen zum Beispiel zur Langen Nacht der Kirchen einzuladen. Einmal begonnen, würde sich bestimmt eine gewisse Eigendynamik entwickeln, die zu neuen Räumen, Möglichkeiten und letztendlich auch zu Sponsoren führen würde. Denn dort, wo mit Leidenschaft, Begeisterung, persönlichem Einsatz, Qualität und Professionalität etwas geschieht, ist es meist nicht schwer, andere dafür zu gewinnen.

Die ganze Situation erinnert an das biblische Gleichnis von den Talenten, in dem ein Mann drei Dienern sein Vermögen anvertraut: dem einen fünf, dem anderen zwei und dem dritten ein Talent. Während die beiden ersten sofort mit dem Geld zu arbeiten beginnen, tut der dritte aus Angst, einen Fehler zu machen, lieber gar nichts und vergräbt es sicherheitshalber in der Erde. Durch den derzeitigen Umgang mit Otto Mauer-Sammlung und-Preis wird weit mehr als ein Talent vergraben.

Die Autorin ist freie

Kunsthistorikerin.

Happy Birthday, Monsignore!

Wiener Dom-und Diözesanmuseum

Stephansplatz 6, 1010 Wien

www.dommuseum.at

Bis 2. 6. Di-Sa 10-17 Uhr

Otto Mauer und seine

Preisträger

Investkredit Bank AG

Renngasse 10, 1010 Wien

28. 3. - 8. 6., Eintritt frei, Besichtigung nach tel. Vereinbarung: 53135/269

(Mag. Gabriela Schweiger)

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