Bogdan Roščić, Philippe Jordan - © Fotos: Peter Mayr

Philippe Jordan: Paukenschlag an der Wiener Staatsoper

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Der Musikdirektor geht nach fünf Saisonen. Ein Kommentar.

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Der Musikdirektor geht nach fünf Saisonen. Ein Kommentar.

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Gemunkelt wurde es schon seit einiger Zeit, jetzt ist es offiziell: Philippe Jordan wird seine Tätigkeit als Musikdirektor der Wiener Staatsoper 2025, mit dem Auslaufen seines Fünfjahresvertrags, beenden. Das teilte er vor wenigen Tagen in einem ausführlichen Zeitungsinterview mit. Oder verlängert der Direktor, Bogdan Roščić, den Vertrag seines Musikdirektors nicht? Das ließ er, kaum dass sich Jordan öffentlich geäußert hatte, via APA verlauten.

Schon aus diesen unterschiedlichen Darstellungen zeigt sich die Größe des Zerwürfnisses, das im Wesentlichen (auch wenn es in der Aussendung relativiert wird) durch verschiedene Perspektiven auf die Zukunft der Oper und damit auf die Wahl der Stücke und ihre szenische Realisierung geprägt ist.

Dass sich Direktor und Musikdirektor, zumal im Haus am Ring, auseinanderleben, ist weder neu noch ungewöhnlich. Man braucht nur in die jüngere Vergangenheit zurückzublicken. Weder erfüllte der schließlich wegen Krankheit als Musikdirektor ausgeschiedene Seji Ozawa die Erwartungen seines Direktors Ioan Holender, der dann keinen Musikchef mehr installierte. Noch währte es allzu lange mit der Harmonie von Holenders Nachfolger, Dominique Meyer, und dessen Musikdirektor, Franz Welser-Möst. Dass zudem das Staatsopernorchester mit einstigen Musikdirektoren erfolgreicher zusammenarbeitet, auch das lehrt die Geschichte des Hauses am Ring.

Hinter diesen Querelen steht ein Strukturproblem. Dass Direktor und Musikdirektor von Beginn weg nicht auf gleicher Ebene stehen, zeigt schon der Bestellungsmodus: Während der Direktor vom ressortzuständigen Minister ernannt wird, sucht sich der Direktor seinen Musikchef und seinen Ballettchef aus, die damit auch in künstlerischen Belangen vom letzten Wort nur träumen können. Funktionieren kann es nur in einer gleichberechtigten Partnerschaft. Ob das die Verantwortlichen nicht einmal gründlich bedenken sollten? Sonst wird man immer wieder mit solchen Situationen konfrontiert
werden.

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