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Anfang und Wesen des Menschen

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Der als Redner zur Institution gewordene Philosophieprofessor legt seine Vorlesungen gedruckt vor.

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Augustinus Wucherer-Hulden- feld, seit 1974 Vorstand des Instituts für Christliche Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien, ist beileibe nicht nur Generationen von Studierenden der Theologie ein Begriff, sondern darüber hinaus vielen Menschen, darunter nicht wenigen, die der institutionalisierten Theologie nicht allzu nahe kommen möchten. Wer allerdings mehr über sein Philosophieren erfahren wollte, war bisher auf das längst vergriffene Buch „Personales Sein und Wort“ (1985), die (meist ohnehin druckreifen) Vorlesungsskripten und auf verstreute Artikel in zumeist wissenschaftlichen Zeitschriften verwiesen.

Nun liegt der erste Band seiner „ausgewählten philosophischen Studien“ vor. Von den 22 Beiträgen sind zwar nur zwei bisher unveröffentlicht, die anderen wurden aber stark überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Der Band bietet die vielen Arbeiten Wucherers in einer repräsentativen Auswahl, die in der Anordnung in drei Teilen durchaus systematische Intentionen nicht verleugnet: Im ersten Teil führt er nicht nur in die Erfahrung großer personal- dialogischer Denker ein, sondern macht erstmals das vorgeburtliche Dasein des Menschen - basierend auf empirischen Forschungen - der philosophischen Besinnung zugänglich.

Der zweite Teil untersucht denphilosophischen Grundgedanken der „Metapsychologie“ Freuds, insofern er diese ausdrücklich als empirisch fundierte Umsetzung der bisherigen Metaphysik konzipierte. Die Beiträge des dritten Teils widmen sich den strukturell verwandten Religionskritiken von Simund Freud und Karl Marx. Bei allem Trennenden scheint diese beiden zu verbinden, daß sie einem besseren Verständnis dessen dienen wollten, was „am Abend des Übergangs zu einem neuen Weltalter an der Zeit ist“.

Wucherers Studien bestechen nicht nur durch die Fülle an phänomenologisch ausgewiesenen Einzelbeobachtungen, die er fast immer in gültige Formulierungen zu kleiden versteht, sondern vor allem durch seine unbeirrbare Perspektive auf die „ursprüngliche Erfahrung“ des Seins, die jedes ontische Mißverständnis als vordergründig und abkünftig entlarvt. Unter diesem Blickpunkt eignet den vorgelegten Studien ein hohes, bisher unausgeschöpftes kritisches Potential - gegenüber zeitgenössischen Strömungen in Philosophie und Theologie, ja gegenüber dem „Zeitgeist“ in mancherlei Hinsicht.

B URSPRÜNGLICHE ERFAHRUNG UND PERSONALES SEIN. Ausgewählte philosophische Studien. Bd I: Anthropologie, Freud, Religionskritik.

Von Augustinus Karl f Vucherer- Huldenfeld Böhlau Verlag, f Vienj Köln 1994.

469 Seiten, ö S 686,-.

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