6604208-1954_07_08.jpg
Digital In Arbeit

Aus dem Raum der Kirche

Werbung
Werbung
Werbung

Geistliche Glossen. Von Alfons Kirchgass- n e r. Verlag Josef Knecht. Carolusdruckerei, Frankfurt am Main. 236 Seiten. Preis 7.80 DM.

Wie der Titel sagt, handelt es sich hier um „Glossen", d. h. um knappe, ungekünstelte Randbemerkungen über Gott, den Menschen und die Kirche. Es ist ein packendes Buch, das durch seine Lebendigkeit auffällt und Stoff zum Nachdenken gibt. Die Betrachtungen erinnern gewissermaßen an die zündenden Erklärungen Carl Sonnenscheins, womit wir jedoch ihre Ursprünglichkeit und Eigenart keineswegs beeinträchtigen wollen. Das Buch vermittelt zwar keine theologische Fachwissenschaft, dafür aber eine oftmals rührende und aufrüttelnde pastoraltheologische Schau, die überdies modern ist, aktuell und vor allem tief religiös.

Die Kirche als Ursakrament. Von Otto S e m- melroth. Verlag Josef Knecht. Carolusdruckerei, Frankfurt am Main. 244 Seiten. Preis 10.80 DM.

In diesem aufschlußreichen Buch wird der Versuch unternommen, das „sakramentale" Wesen der Kirche aufzuweisen und auf Grund dieser Erkenntnis Wesen und Wirken der Kirche, ihr Verhältnis zu den sieben Einzelsakramenten, das Erlösungswerk Christi, die Stellung Marias und die Kirche als Abbildung der Heiligen Dreifaltigkeit zu durchleuchten. Die Lektüre wird einem breiteren, theologisch interessierten Kreis, für den das Buch doch auch gedacht scheint, nicht leicht fallen, vor allem nicht, weil gewisse Begriffe in analogem Sinne gebracht werden, ohne daß der unerfahrene Leser die genauen Unterschiede und ihre Anwendbarkeit kennt. Wenn irgendwo, so wäre gerade auf diesem Gebiet eine Art theologische Begriffslehre am Platz gewesen.

Die theologische Wissenschaft selbst hat jedoch durch diesen Versuch eine bemerkenswerte Vertiefung erfahren. Die mit Recht sehr umsichtig gewählten Ausdrücke, wie Analogie, Aehnlichkeit, innerer Zusammenhang und gleichzeitige Unähnlichkeit, mahnen allerdings zur Vorsicht bei konsequent durchgeführten Schlußfolgerungen.

DDr. N. Greitemann

Friedrich Muckermann. Ein Apostel unserer Zeit. Von Nanda Herbermann. Ferdinand Schöningh. Paderborn. 188 Seiten. Preis 10.70 DM.

Nanda Herbermann, die getreue Sekretärin und Begleiterin Friedrich Muckermanns, hat diesem großen Vorkämpfer eines zeitverbundenen, sozialen und allen geistigen Strömungen aufgeschlossenen Katholizismus ein Denkmal verstehender Pietät gesetzt. Es ist von Freunden und von Mitarbeitern des am 2. April 1946 in Montreux 63jährig verstorbenen bedeutenden Literaturkritikers, Publizisten und Predigers verfaßt. 15 Autoren haben Würdigungen des Unvergeßlichen und Erinnerungen an ihn beigesteuert. Aus diesen Worten des Gedenkens, die unter anderen vom nordrhein- westfälischen Justizminister Rudolf Amelunxen, dem Freiherrn Clemens von Oer, dem Schweizer Jesuiten und Kanzelredner P. Gutzwiller, Universitätsprofessor Szylkarski, dem westfälischen Publizisten und Politiker Wilhelm Vetnekohl und von Nanda Herbermann selbst stammen, die das literarische Schaffen P. Muckermanns dargestellt hat. Die blendende allseitige Begabung eines Apostels unserer Zeit, der in Wort und Schrift Kluges und Wesentliches zu den mannigfachsten Problemen zu sagen hatte, sein christliches Ethos und sein geläutertes Nationalgefühl, das in den größeren Rahmen eines echten, keineswegs kosmopolitischen Europäertums gebettet war, die Liebenswürdigkeit seiner Persönlichkeit, die trotzdem unbeugsame, stählerne Härte seines starken Charakters: das alles tritt aus diesem Buch hervor. Wenn wir an der Gedächtnisschrift etwas auszusetzen haben, so liegt die Schuld wahrlich nicht bei der Herausgeberin: Wir stellen nämlich die Abwesenheit vieler durch Rang, Ansehen und Leistung hervorragender Menschen fest, die bei P. Muckermanns Lebzeiten mit ihm enge Fühlung unterhalten hatten, die ihm nicht wenig dankten und die ver pflichtet gewesen wären, von ihm und für ihn auch nach seinem Tod, dem eines an seinem Eifer für die ihm heilige Sache verglühten Märtyrers seiner Ueberzeugungen und eines Helden der rastlosen Arbeit im Weingarten des Herrn, Zeugnis abzulegen.

Univ.-Prof. Dr. Otto Forst de Battaglia

Matthäus. Das Evangelium des heiligen Matthäus in theologischer und heilsgeschichtlicher Schau. Band 1: Sein Kommen in Vielfalt. Band 3: Der Kirche entgegen. Von Josef Di Hersberg er. Verlag Otto Müller, Salzburg. 172 und 187 Seiten. Preis je 32 S.

Wer die Erklärungen des Lukas und Markus von Dillersberger kennt, wird sich über das Erscheinen des Matthäuskommentars herzlich freuen. Er wird auch hoffen, daß der gelehrte und fleißige Autor den Johanneskommentar noch folgen lassen kann. Die Art, wie Dillersberger die Evangelien erklärt, ist vor allem für den Seelsorger und noch mehr für den bibelfreudigen Laien sehr wertvoll. Ohne einer wissenschaftlichen exegetischen Kritik vorgreifen zu wollen, die vielleicht in diesem oder jenem Punkt anderer Meinung sein mag, möchten wir den großen Dienst dankbarst anerkennen, den der Autor mit seinem eifrigen Schaffen der praktischen Bibelarbeit und der Frömmigkeit leistet.

Zur Frage, ob Gott ist. Der Standpunkt der Naturwissenschaft. Von Wladimir von Hartlieb. Stiflerbibliothek, Band 20, München 1952. 68 Seiten.

Die Verlagsgemeinschaft „Stifterbibliothek"bemüht sich, wertvolle Autoren aus Vergangenheit und Gegenwart in drei verschiedenen Reihent „Klassiker der Staatskunst", „Klassiker der Bühne", „Fragen der Zeit", in kleinen, geschmackvollen Bändchen zu Wort kommen zu lassen. Bisher sind über 20 Bändchen erschienen. Im vorliegenden kommt ein österreichischer Dichter und Essayist zu Wort, dessen Nachlaß einige philosophische Schriften enthielt. In geschliffener, klarer Sprache behandelt der Autor das Verhältnis von Religion und Wissenschaft, um dann das naturwissenschaftliche Weltbild darzustellen und schließlich daraus einen neuen Gottesbeweis zu formen. Er nennt ihn einen komplementären Beweis, und als solchen kann man ihn sicher gelten lassen. Als Bekenntnis eines modernen Denkers und Dichters verdient die vorliegende Abhandlung volle Beachtung und dem Verlag kann es als Verdienst angerechnet werden, sich um die Herausgabe dieses Nachlasses bemüht zu haben.

Dr. Alois Schrott SJ.

La Pandora di Goethe. Von Dora Burich Valenti. Edizioni di Stoną e Letteratura, Roma. 95 Seiten.

Goethes „Pandora" hat bisher nicht so viele Kritiker gefunden wie andere bekanntere Werke des Dichters. Das kann von der Schwierigkeit, der Allegorie, von einem gewissen Mißtrauen wegen der Form als „Festspiel" oder auch von der Tatsache, daß die „Pandora" nur ein Fragment geblieben ist, abhängen. In diesem Bändchen der jungen italienischen Germanistin Dora Burich Valenti wird eine eingehende Ueberprüfung der echten dichterischen Werte unternommen. Durch drei einleitende Kapitel über das „Geheimnis", die Entstehungsgeschichte und die Goethesche Gestaltung des Mythos, werden wir in eine scharfsinnige und ausführliche ästhetische Analyse der Dichtung eingeführt, bei der die echte Poesie von Bühneneffekten, Choreographien und unvermeidlichen Verbindungsstücken unterschieden und zum Vorschein gebracht wird: Dieser Maßstab, den man sonst auch bei anderen Singspielen Goethes anwenden muß, gestattet der Verfasserin, eine ganz persönliche und aufschlußreiche Interpretation des Stückes zu gewinnen, so daß auch die „Pandora" als ein „Bruchstück einer großen Konfession“ des Dichters erscheint. Eine Uebersetzung dieses Bändchens ins Deutsche, an dem der Goethe-Forscher eine sichere Freude finden wird, wäre zu begrüßen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung