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Botschaft aus Graz

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„Im Licht neuer Erkenntnisse und Entwicklungen müssen wir das Wiener Programm trotz aller Gültigkeit seiner Grundsubstanz neu überprüfen. Aus diesem Grund wollen wir im ÖAAB eine Sonderkommisison von Theologen, Philosophen, Soziologen, von Fachleuten, vor allem aber auch von Praktikern der Politik einsetzen.“ (Nationalratspräsidenf Dr. Maleta am Landestag des ÖAAB in Graz, 20. Mai 1967.)

Nach der Flut von Kommentaren zur letzten Sozialenzyklika des Papstes — Kommentare, die die Enzyklika mehr als einmal zum Dokument der Konversion der Kirche zum Sozialismus erhoben und den Papst zum Parteimitglied Nr. 1 ernannten —, sah sich der ÖAAB, der sich innerhalb der ÖVP noch am ehesten der Idee der „christlichen Demokratie“, dem Gedankengut der katholischen Soziallehre, verpflichtet fühlt, in die Enge gedrängt. Auf die erste Reaktion, die sich auf den Nachweis beschränkte, das Wiener Programm des Jahres 1946 stünde nicht in Widerspruch zu „Populorum progressio“, was der Papst 1967 zu sozialen Problemen zu sagen habe, habe der ÖAAB schon vor 20 Jahren gesagt, folgte die Erkenntnis, daß die Aranexionsversuohe aller Spielarten der politischen Linken dem ÖAAB den festen Boden unter den Füßen zu entziehen drohe, daß vielleicht die „alten, ewig gültigen Grundsätze“ doch nicht mehr genügen, um eine zeitgemäße Politik zu konzipieren. Sind schon Sozialenzykliken keine Offembatrunigen der einen, unveränderlichen Wahrheit über die Gesellschaft, um wieviel weniger sind es erst in einem bestimmten Moment historischer und gesellschaftlicher Entwicklung entworfene Programme von Parteien oder Interessenvertretungen innerhalb leiner Partei.

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