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Der Frauenplan und die Welt

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GOETHE: EPEN. Akademie-Verlag, Berlin. 318 Seiten. Preis 18 DM.

In der an dieser Stelle mehrfach angezeigten großen Ausgabe der Werke Goethes durch die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin gibt der Textband der Epen, den Siegfried Scheibe bearbeitet hat, das Fragment des „Ewigen Juden“, dann die „Geheimnisse“, den „Reineke Fuchs“, „Hermann und Dorothea“ und die „Achilleis“. Daran schließen verdienstlicherweise die hierher gehörigen Übersetzungen aus dem Homer (Odyssee: vier Abschnitte; Ilias: sechs Abschnitte) und drei Zeilen nach Lachmanns Ausgabe ab Zeile 2072 aus dem Nibelungenlied. *

GOETHE: ZUR FARBENLEHRE. Polemischer Teil. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar. VIII/195 Seiten. Preis 14.25 DM.

Da seit langem die Bände der naturwissenschaftlichen Schriften innerhalb der Sophienausgabe vergriffen sind und inzwischen die Forschung eine Menge neues Material herbeigeschafft hat, wird jeder Band der von der Deutichen Akademie der Naturforscher-Leopoldina in Angriff genommenen vollständigen und mit Erläuterungen versehenen Edition mit Spannung erwartet. Gründlichkeit der Textgestaltung, klarer Druck und die sehr geschickt den verschiedenen Bedeutungen angemessenen Schriftgrade machen die Lektüre eines solchen Bandes zu einem Vergnügen. Der hier angezeigte Band gehört in die erste Abteilung der Ausgabe.

GOETHE: ZUR FARBENLEHRE. Historischer Teil. Ergänzungen und Erläuterungen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Karl Lothar Wolf. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar. XXX/640 Seiten. Preis 33.75 DM.

Hier wird der erste Band aus der zweiten Abteilung vorgelegt, welche die Ergänzungen und Erläuterungen bringt, die gerade bei den naturwissenschaftlichen Werken für eine breitere Kenntnisnahme so wichtig sind. Eine ernsthafte Befassung mit der Farbenlehre ist ohne einen kritisch bearbeiteten Text und ohne die Vorarbeiten sowie die Äußerungen Goethes zur Geschichte der Farbenlehre nicht möglich. Mit den als „Materialien“ bezeichneten Stücken finden wir in dem vorliegenden Band alles, was Goethe bis zur endgültigen Redigierung des Textes zusammentrug. Die Sophienausgabe hat von vielen Notizen aus Goethes Nachlaß im zweiten Teil des fünften Bandes der zweiten Abteilung nur einen Teil des Materials (das man nicht mit Goethes „Materialien zur Geschichte der Farbenlehre“ verwechseln darf) veröffentlicht. Wenn wir bedenken, daß in dem Nachlaß die Handschriften dreißig Faszikel ausmachen, wenn wir in Rechnung ziehen, daß anderes Material in Notizbüchern, in Papieren sonstiger Art oder in Maximen liegt, wird man die sichtende Arbeit der Herausgeber erst richtig würdigen können.

DIE ENTSTEHUNG VON GOETHES WERKEN IN DOKUMENTEN. Band I: Von Abaldemus bis Byron. Band II: Von Cacilia bis Dichtung und Wahrheit. Von Momme M o m m s e n, unter Mitwirkung von Katharina M o m m s e n. Akademie-Verlag, Berlin. XLIX/562 und XV/529 Seiten. Preis je 35 DM.

Während die Ausgabe der dichterischen und der wissenschaftlichen Werke langsam zwar, aber doch stetig fortschreitet, ist vom Institut für deutsche Sprache und Literatur <,er Deutschen Akademie der Wissenschaften eine Aufgabe zu lösen begonnen worden, der man, wenn man gründlich die Dokumente liest, vergleicht und zu den Dichtungen in Beziehung setzt, nur mit höchster Bewunderung ob der Sorgfalt und der umfassenden Anlage begegnen kann. Entstehungsgeschichtliche Zeugnisse zu einem Teil von Goethes Werken brachte Graf, der sich auf die Epik, Lyrik und Dramatik beschränkte und selbst hier autobiographische Schriften, wie die Italienische Reise oder Dichtung und Wahrheit ausgelassen hat. Seit Graf hat man ein ähnliches Vorhaben nicht mehr gewagt — vor allem, weil man wohl das Gefühl hatte, daß mit den Zeugnissen zu den dichterischen Werken kein vollständiges Bild erreicht werden könne. Graf ist mit seinem Werk (1901 bis 1914) vor allem dort, wo er sich mit den lyrischen Dichtungen befaßt, selbst heute noch so wenig veraltet, daß die Herausgeber, wie sie mitteilten, von einer Behandlung dieses Gebiets absehen konnten. Anders verhält es sich mit den Epen und mit den Dramen. Die vorliegende Sammlung wird sich Rechenschaft geben und wird auch dokumentarisch untermauern, wie es kommen konnte, daß man den Naturwissenschaftler Goethe früher gegenüber dem Dichter so sehr vernachlässigen konnte. Insofern — die Probe bei den einzelnen Abschnitten erweist es nachdrücklich — darf man von dem Mommsenschen Vorhaben als einem epochalen Beginnen sprechen, dessen Nutzen wir erst in den künftigen Jahren und Jahrzehnten bei der Durch'hellung der philologischen Arbeit beobachten werden können. Kurze Proben (im Band I, Seite 157 ff., das politische Drama „Die Aufgeregten“ betreffend, Seite 347 zur „Böhmischen Poesie“, dann im Bande II, Seite 23 zur „Campagne in Frankreich“, Seite 119 zum „Benvenuto Cellini“ und ab Seite 348 zu „Dichtung und Wahrheit“) haben wissenschaftliche Gründlichkeit, Übersicht, Überlegtheit der Druckdisposition in einer Weise eröffnet, daß man den künftigen Bänden, etwa bei dem wichtigen „Faust“-Kapitel, mit besonderer Spannung und mit Beruhigung entgegensehen darf.

WÖRTERBUCH ZU GOETHES GÖTZ VON BERLICHINGEN. Von Jutta Neuen d orff-Fü r-s t e n a u. Erste Lieferung: Aal bis Dutzend. Akademie-Verlag, Berlin. 155 Seiten. Preis: broschiert 15 DM.

Entsprechend dem vor zwei Jahren zum „Werther“ begonnenen Wörterbuch wird hier ein für Sprachforscher ungemein bedeutsames Werk nach den gleichen Grundsätzen begonnen. Das Wörterbuch beruht auf der Weimarer Ausgabe, es ist aber auf der letzten Klappe des Umschlags bereits die erste und zweite Fassung der Weimarer Ausgabe mit der Akademie-Ausgabe (Berlin 1958), Paralleldruck der Geschichte Gottfriedens von Berlichingen und Götz von Ber-lichingen zur Konkordanz gebracht. Die einzelnen Szenen sind daher mit einem Blick aufzufinden, welche Ausgabe man auch benützt. Zum Text selbst ist zu erwähnen, daß man auch die Theaterzettel berücksichtigt hat, weil die Möglichkeit besteht, daß in ihren Angaben Goethesches Wortgut vorhanden ist. *

UNTERHALTUNGEN MIT GOETHE. Von Kanzler von Müller. Herausgegeben von Ernst G r u-m a c h, mit Anmerkungen von Renate Fischer-L a m b e r g. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar. 334 Seiten, 8 Abbildungen. Preis 11.80 DM.

Alle jene, welche noch die alte Ausgabe der Unterhaltungen des Kanzlers Friedrich von Müller besitzen (Stuttgart 1870), und jene, welche die große kritische Ausgabe (Weimar 1956) nicht mehr bekommen konnten, weil sie so rasch vergriffen war, werden diese handliche und in jeder Hinsicht informative Ausgabe sehr begrüßen. Es fehlt im Gegensatz zur Edition 1956 nur der kritische Apparat. Bei der prüfenden und vergleichenden Durchsicht der Burk-

GOETHE UND SEIN HAUS AM FRAUENPLAN.Von Alfred J e r i c k e. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar. 92 Seiten, 31 Abbildungen. Preis 8 DM.

Der Leiter des Goethe-Nationalmuseums vermittelt uns die Atmosphäre einer Welt, die bezeugt, wie sehr eine geistige Potenz imstande ist, die sie umgebende materielle Hülle zu einem Teil der Wesenheit, zu einem Abbild eines Lebensgefühls zu machen, das in sich die Dynamik spürt, über die Zeiten der persönlichen Existenz hinaus zu wirken. Hier wird — was im letzten freilich für den Besucher des Hauses am Frauenplan nur vom Gefühl aus erfaßt werden kann — deutlich, wie wenig das Materielle, die Bauform, die Ausstattung, das Bildhafte bedeuten, wenn nicht in diesen Möbeln, den Münzschränken, der Malerei im Tonnengewölbe des Brückenzimmers und in dem Fries dortselbst, im Arbeitszimmer, in der Bibliothek und nicht zuletzt draußen im Garten unverlierbar und unverrückbar der Geist daheim wäre, von dem man sagen kann, daß er der des wahren Deutschlands ist.

RILKE UND GOETHE. Von Eudo Mason. Böhlau-Verlag, Graz. 127 Seiten. Preis 9.80 DM.

Der Ordinarius für Germanistik an der Universität Edinburgh und bekannte Rilke-Forscher untersucht das Goethe-Bild Rilkes, der sich kurz vor dem zwanzigsten Lebensjahr betont von dem Dichter abwendete und erst sechzehn Jahre später sich eine, wenn auch nicht von Differenzen freie Beziehung zu Goethe erarbeitet hat. Die eigentliche Divergenz, die eine völlige, von den Kippenbergs so heiß erstrebte Übereinstimmung Rilkes mit Goethe verhindert, liegt in der Lebensführung der beiden Naturen.

GOETHE. Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Herausgegeben von Andreas B. Wachsmuth. 20. und 21. Band. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar. XI/315/18 und XI/ 303/19 Seiten. Preis je 16 DM.

Dieses größte und gewichtigste Jahrbuch einer literarischen Gesellschaft befaßt sich — wenn wir auf neue Quellen sehen — im 20. Band mit zwölf Briefen Goethes außerhalb der Weimarer Ausgabe, wobei auch der Herausgeber Paul Raabe kritische Bemerkungen zu den Editionen der Briefnachträge der Weimarer Ausgabe einstreut. Liselotte Blumenthal befaßt sich mit der Textgestaltung der Unterredung Goethes mit Napoleon, Hans Tümler mit dem Nachlaß des ehemaligen Bedienten und späteren Wegebauinspektors Paul Götze, von dem sich in Essener Privatbesitz zwei kleinere Schriftstücke vorgefunden haben. Unter den größeren Abhandlungen nehmen die Beiträge Grumachs (Goethes Vorarbeiten zu den Helenaszenen), Joachim Müllers (Goethes „Faust“ und Hölderlins „Empedokles“) einen besonderen Rang ein. Wie immer, so ist dem Jahrbuch die wichtige Bibliographie (im Bande 20 für das Jahr 1956, im Bande 21 für 1957) beigeschlossen. Der 21. Band bringt weitere ungedruckte Briefe, ein neues Zeugnis der Beschäftigung Goethes mit F. M. Grimaldi und, ziemlich im Mittelpunkt des Bandes, die Abhandlung über des Dichters, ,Neue Melusine“ und die. Elementargeister, verfaßt von Gonthier-Louis Fink (Dijon).

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