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Die Geburtsstätte der Psychoanalyse

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Wien um 1900 stellt neben den mythifizierenden Elementen in Literatur, Musik, darstellender Kunst auch noch einen anderen, viel weniger bekannten, weil noch immer und oft verdrängten Boden bereit: „Wien, wo sonst?” nennt der Psychiater Oskar Frischenschlager seine Sammlung von 26 Biographien zur „Entstehung der Psychoanalyse und ihrer Schulen”. Tatsächlich stammen drei Richtungsvertreter aus Budapest.

Die Tatsache aber, daß eben die Mehrheit - oft aus den böhmischen Ländern kommend - in Wien, über Wien, längere Zeit oder nur flüchtig, ihren Ausgang nehmen und zumeist in den USA oder in Großbritannien während und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre größte Wirksamkeit entfalten konnten, ist zumindest bemerkenswert und schroff konträr zu den jederzeit vorhandenen Verdrängungstendenzen.

Anhand von informativen, aber eher zu skizzenhaft kurz geratenen Biographien werden sowohl der ursprüngliche Kern an Psychoanalyse und Psychotherapie dargestellt, in den Lebensabrissen (von diversen Autoren und Autorinnen) kommen dann die Differenzierungen und Verästelungen in Lehre und Praxis zu Wort: Neben den selbstverständlich bekannten Größen wie Sigmund Freud und seiner Tochter Anna, Alfred Adler, Jacob Moreno, Bruno Bettelheim, Theodor Reik, Wilhelm Reich werden auch Wilhelm Stekel, Melanie Klein, Paul Federn, August Aichhorn, Otto Fenichel, Max Schur (der Leibarzt Freuds), Erst Kris, Otto Kernberg, und die Ungarn Michael Balint, Imre Hermann und Sandor Ferenczi vorgestellt.

Zweifellos gibt es die österreichischen und speziell die Wiener Wurzeln dieser bedeutenden kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaft unseres Jahrhunderts noch ausdrücklich zu entdecken. Das Buch ist eine gelungene Anregung für jeden Interessierten.

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