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Die Sterne und das Wetter

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Astronomie. Tatsachen und Probleme. Von Oswald Thomas. Verlag „Das Bergland-Buch“, Salzburg. 7. Auflage. 1011 Seiten mit 45 8 Zeichnungen und 52 Tiefdruckbildern. Ganzleinen. Preis 290 S.

Wenn ein Autor, der bereits vor geraumer Zeit ins achte Jahrzehnt seines Lebens eingetreten ist, uns sein erfolgreiches Buch in einer Neuauflage vorlegt, welche gegenüber der vorigen um rund 3 80 Seiten und 176 eigenhändige Zeichnungen vermehrt wurde, dann möchte man vor jeder Kritik die darin ver-

borgene Arbeitsleistung respektvoll anerkennen. Sehr richtig bemerkt der Verfasser im Vorwort, daß dies wahrscheinlich der letzte Versuch eines einzelnen Autors sein wird, die gesamte Astronomie in ähnlicher Ausführlichkeit darzustellen, da die Menge des Materials immer mehr zur Spezialisierung drängt. Angesichts dieser Sachlage enthält die Feststellung, daß die verschiedenen Teile mit ungleicher Gründlichkeit behandelt sind, keinen Vorwurf, Ja man muß sogar anerkennen, daß der Verfasser trotz seiner Vorliebe für Probleme der „klassischen" Astronomie dem letzten, dem St-rnenall gewidmeten Teil, sowie einem besonderen Abschnitt über grundlegende physikalische Fragen einen sehr bedeutenden Teil der Umfangsvermehrung zukommen ließ, wobei auch Ergebnisse neuester wissenschaftlicher Veröffentlichungen berücksichtigt wurden. Anderseits hätte man aber stellenweise eine rigorosere Ausmerzung sachlich überholter Abschnitte und Abbildungen gewünscht. Beispielsweise wäre neben der neuen Abbildung 371 die alte Nr. 369 gänzlich überflüssig. Immerhin kommt hier in Bild und Text die verbesserte Auffassung klar zur Geltung. Dagegen steht zur wichtigen Frage der Sternenentwicklung dem zwar längst veralteten, aber (leider) sehr einprägsamen Schaubild 3 87 überhaupt kein sachlich richtiges gegenüber, so daß viele Leser trotz der ab- schwächenderi Unterschrift das falsche im Gedächtnis behalten werden. Gegen des Verfassers skeptische Einstellung zu allen kosmogonischen Fragen wäre an sich nichts einzuwenden, hätte er nur alles, was auf diesem Gebiet sicher falsch ist, entweder ausgeschieden oder zumindest deutlich genug die Gründe für und wider bestimmte Theorien auseinandergesetzt. — An dieser Stelle ist noch eine Randbemerkung angebracht: Wir wissen, daß der Verfasser die Berührung metaphysischer Gedankengänge auch in populärwissenschaftlichen Werken und Vorträgen vermieden haben will; aber heißt es nicht, solche erst recht in die naturwissenschaftliche Diskussion hineinwerfen, wenn man (S. 931) bestimmte kosmologische Theorien recht unverblümt deshalb als „Kuriosa" hinzustellen beliebt, weil dahinter (nicht etwa in ihnen) metaphysische Fragen auftauchen? — Abschließend können wir unser Urteil in die Form einer Antwort auf eine rhetorische Frage des Vorwortes kleiden: Den größten Gewinn aus diesem Euch wird wohl der in der Volksbildung nebenberuflich tätige Fachmann ziehen, weil er aus der Methode von Professor Thomas, ohne sie sklavisch zu kopieren, sehr vieles für seine Tätigkeit lernen kann.

Wetterkunde — Wetterforschung. Geschichte ihrer Probleme und Erkenntnisse in Dokumenten aus drei Jahrtausenden. Von Prof. Dr. K. Schneider- C a r i u s. Verlag Karl Alber, Freiburg/München (Reihe „Orbis Academicus”). Mit 16 Tafelbeilagen, 2 Karten, 4 Schemazeichnungen und 3 Bildern im Text. XVI und 423 Seiten. Preis 27.50 DM.

Während die Geschichte anderer Wissenschaften selbst schon auf eine längere Tradition zurückblicken kann, liegt über die Erforschung des Wetters hier die erste ausführlichere und zeitlich umfassende geschichtliche Darstellung vor. Der Autor konnte sich also nicht, wie es E. Zinner in der kürzlich in derselben Reihe erschienenen Problemgeschichte der Astronomie getan hat, auf eine knapp erläuterte Anthologie beschränken, sondern die wörtlichen Auszüge (sämtlich in deutscher Uebersetzung) und die verbindenden Abschnitte aus der Feder des Herausgebers sollten zusammen einen lückenlosen Ueberblick über die Geschichte der Meteorologie geben. Angesichts der weitgehend gelungenen Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe weiß man kaum, was mehr zu bewundern ist, die Auswahl der fast 450 „Perikopen”, unter denen sich neben manchen schwieriger verständlichen Stellen wahre Meisterstücke an Prägnanz und Anschaulichkeit befinden, oder die mitunter fast zu konzentrierten Ueber- leitungen und Zusammenfassungen. Aus älterer Zeit ist vor allem die Wissenschaft des klassischen Altertums reichlicher mit Zitaten vertreten; jedoch liegt das Schwergewicht auf der neueren und neuesten Zeit. Offensichtlich geht es dem Herausgeber weniger um eine gewissermaßen museale Geschichtsbetrachtung, sondern um die Hinführung des Lesers zu einem geschichtlich fundierten Verständnis der Gegenwartsprobleme der Meteorologie. Diesem Ziel dient auch die nach 23 Teilgebieten gegliederte und abschnittweise chronologisch geordnete Bibliographie, welche selbständig neben dem sehr übersichtlichen Nachweis der wörtlich zitierten Quellenstellen steht. Notwendigerweise sehr knapp mußten die biographischen Notizen von weit über 300 Forschern abgefaßt werden. Den Schluß bilden getrennte Personen- und Sachregister. Statt einer, übrigens sehr kleinen, Auslese unbedeutender Versehen und Druckfehler sei das Zitat aus einer Abhandlung von Poisson (111/66) zum Anlaß genommen, um grundsätzlich gegen ein bei den Herstellern (nicht bei den Autoren, vielleicht bei den Käufern) naturwissenschaftlich-populärer Werke verbreitetes und offenbar auch für diese Reihe zum Gesetz erhobenes Vorurteil Stellung zu nehmen, wonach mathematische Formeln in solchen Büchern verpönt sind. In einer Zeit, da selbst in Hauptschulen die Grundbegriffe der Algebra gelehrt werden, darf von jedem naturwissenschaftlich Interessierten angenommen werden, daß ihm eine Formel unter Umständen das Verständnis ebenso erleichtert, wie an anderer Stelle eine gut gewählte Abbildung, während die Weglassung der Formeln beispielsweise hier erheblich erschwerend wirkt. — Ausdrückliche Anerkennung verdient endlich das schöne Bildmaterial und die gefällige Ausstattung dieses Bandes.

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