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HERBERT SCHAMBECK / KEIN RETORTENPROFESSOR

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„Mir ist in meiner mehr als fünfzigjährigen beruflichen Tätigkeit keine zweite Persönlichkeit begegnet, die mit gleicher Unermüdlichkeit, ja geradezu Besessenheit vom wissenschaftlichen Buch fasziniert gewesen ist“ — so charakterisiert Universitätsprofessor Merki seinen früheren

Assistenten, Dr. Herbert Schambeck, seit 1. August 1966 ao. Professor am Institut für Politik und öffentliches Recht an der juridischen Fakultät der Universität Innsbruck.

Vom Buch war Schambeck schon sehr früh fasziniert. In der Mittelschulzeit verbrachte er den größten Teil seiner Freizeit in der Stadtbibliothek von Baden, seiner Heimatstadt, wo er 1934 geboren worden war. Neben dem Gymnasium und der Lektüre gehörte die Zeit des Mittelschülers auch noch der Katholischen Jugend, bei der er zuletzt als Dekanatsführer wirkte. 1953, nach der Matura, begann Schambeck, vor allem an Kunstgeschichte, Philosophie und Geschichte interessiert, an der Wiener Universität zu studieren — an der juridischen Fakultät. Neben dem Jusstudium besuchte er aber auch Vorlesungen an der philosophischen Fakultät, und existenzphilosophische Themen behandelte er auch in seinen ersten, schon ab 1954 publizierten Arbeiten. 1958 promovierte er zum Dr. jur., und nach der einjährigen Gerichtrpraxü wurde er

Assistent bei Prof. Merki, der auf Schambecks Begabungen aufmerksam geworden war. 1964 habilitierte sich Dr. Schambeck mit dem Buch „Der Begriff der ,Natur der Sache'“ für das Fach Rechtsphilosophie. Nach einer kurzen Tätigkeit in der wissenschaftlichen Abteilung der Bundeswirtschaftskammer und einer Gastdozentur in Innsbruck im vergangenen Sommersemester erfolgte die Ernennung zum Universitätsprofessor.

Die wissenschaftlichen Arbeiten Schambecks, der Träger des Innitzer- und des Kunschak-Prei- ses ist, behandeln vor allem Grenzgebiete der Rechtswissenschaft, der Philosophie und der politischen Wissenschaft. Seine rechtsphilosophischen Veröffentlichungen betreffen vor allem Probleme des Naturrechts — Schambeck selbst bezeichnet die Professoren Messner und Verdroß, die zu den wichtigsten Vertretern der Naturrechtslehre zählen, als seine neben Prof. Merki wichtigsten Lehrer. Besonders ist Prof. Schambeck auch am Problemkreis „Staat und Interessens verbände“ interessiert; mehrere seiner Veröffentlichungen, darunter auch in der „Furche“, setzen sich mit solchen Themen auseinander.

Prof. Schambeck sieht das Recht keineswegs losgelöst von den politischen Realitäten. Als kulturpolitischer Referent des Bundesvorstandes des ÖAAB besitzt er ja selbst ein Naheverhältnis zur Politik. Aber auch zahlreiche Auslandskontakte — Professor Schambeck wurde für 1967 zu Gastvorlesungen nach Deutschland und für ein Semester als Gastprofessor in die USA an die University of Notre-Dame, Indiana, eingeladen — sichern einen engen Kontakt mit der Realität und der Praxis. „Der enge Kontakt mit dem politischen Leben war mir stits ein besonderer Auftrag“, meint Professor Schambeck, „weil man das, worüber man in der Vorlesung spricht, nicht aus dem Buch, sondern aus dem eigenen Erlebnis kennen soll, sonst wird man, fehlt dazu noch die Praxis des angewandten Rechts, ein ,Retortenprofessor'.“

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