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Hinweise zur Philosophie

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AUFGABE UND GESTALTUNG DES PHILOSOPHIEUNTERRICHTS. Handrei- chung für den Philosophielehrer. Von Helmut S t o f f e r. Verlag Moritz Dicsterweg, Frankfurt. 262 Seiten. Preis 18 DM.

Das Sammelwerk entspricht einem dringenden Bedürfnis der deutschen Höheren Schulen, seitdem diese, in Nachfolge zum Beispiel anderer Länder (vor allem Österreichs), einen Philosophieunterricht für das letzte Studienjahr eingeführt haben. Es ist dankenswert, daß die Verfasser der einzelnen Teile nicht nur die Methode eines solchen Unterrichts diskutieren, sondern auch in den Sachteilen dem Lehrer die wichtigsten Quellen in die Hand geben. So verdient besondere Anerkennung, daß ein so wichtiger, sonst in Handbüchern meist übergangener Begriff wie der der Analogie entis an solchen über Heraklit- Parmenides-Descartes angeführt ist — jener „analogia entis”, wie sie auf Thomas fußt, im Lateranischen Konzil präzisiert ist und von mir dem „Wesen” und der „Wesensschau” der Phänomenologie gegenübergestellt wurde, und deren geschichtliche und übergeschichtliche Struktur ich in meiner „Analogia entis” 1932 aufzeigte, dem Werk, in dem sie nicht nur neu in die heutige Philosophie eingeführt wurde, sondern der ich auch damit erstmals den Namen Analogia entis gab.

Bezeichnend ist nun freilich dafür, wie stark nicht nur dieser Abschnitt, sondern das ganze Werk unter Heideggerschem Einfluß steht, daß Heck, obwohl seine Gedankengänge unzweideutig von meinen obigen Werken und dem letzten Kapitel meines „Kant heute” getragen sind, er lediglich Thomas-Stellen dazu zitiert, obgleich Alt- wie Neuscholastik nur die These haben, daß „das Sein analog zu nehmen sei”. Heidegger einerseits und die von mir eingeführte spezielle (lateranen- sische) „analogia entis” anderseits sind eben d i e unversöhnlichen Gegensätze. (Vgl. d. Verf. „Kant heute”, 1930, letztes Kapitel — die Abhandlungen in „Archivio di Filosofia” 1956/59, „Mensch. Typolo- gische Anthropologie”, Nbg. 1959.)

EINFÜHRUNG IN DIE PHÄNOMENOLOGIE. Von Wilhelm Szi1asi. Max-Nie- mcyer-Verlag, Tübingen. 142 Seiten. Preis 9.80 DM. - BEITRÄGE ZU PHILOSOPHIE UND WISSENSCHAFT. Wilhelm Szilasi zuin 70. Geburtstag. Francke-Ver- lag. Bern. 335 Seiten. Preis 28 sFr, Während fast die ganze heutige deutsche Philosophie (und auch die philosophische Medizin und Philologie usw.) im Banne Heideggers steht, dürfte Szilasi der einzige sein (mit Engen Fink zusammen), der die Tradition Husserls bewahrt. Seine „Einführung in die Phänomenologie” vollzieht den Weg Husserls von der „descrip- tiven Phänomenologie” (in den „Logischen Untersuchungen”) zur „transzendentalen Phänomenologie” (in der „Transzendentalen Logik” und den „Meditationen über Descartes”) hin zur transzendentalen Monadologie vollends mit, bis hinein in eine neue Fassung der „Transzendenz”.

Wenngleich er die weitgehenden Deutungen von Eugen Fink, der aus dem Nachlaß als Letztes bei Husserl eine „Fundamentalwissenschaft vom .Ursprung der Welt’” (ll3) vorsichtig herauszeichnete, nicht teilt, so sieht Szilasi doch in Husserl „eine großartige Dialektik der Gegensätze” (ll9), was einem gradlinigen Idealismus, wie et ihn im selben Husserl sieht, wohl widerspricht.

Die Festschrift zum 70. Geburtstag Szilasis sichtet ihn darum auch, in der Farbigkeit der Beiträge, eigentlich „metaphysisch”. Georg Picht stellt gegen Heideggers Wahrheit als „Unverborgenheit” die Wahrheit als „Epiphanie der ewigen Gegenwart” (200). Und Karl Kerenyi mit seiner „Semasiologie des Wortes Mythos”, die „ein Stück Weges lang” mit der „archaischen Geistesgeschichte identisch” sei, ergänzt dieses (128). In dem allen scheint sich eine langsame Überwindung Heideggers anzuzeigen. Während die Philosophie Heideggers immer mehr zu einer immanenten Philosophie der Technik gerät, immer mehr abseits von seiner früheren Orientierung von den jonischen Philosophen her, geben sich in den Beiträgen und in der eigenen Philosophie Szilasis Grundzüge einer neuen, echten Philosophie. Der tote Husserl siegt eben doch über den lebenden Heidegger, wie er es in einem Nachtgespräch mit mir in bezug auf seine letzten Arbeiten vorausgesagt hatte.

DAS METAPHYSISCHE IN MATHEMATIK, PHYSIK UND BIOLOGIE. Von Hanns P I e n k. Henold-Verlag, Wien. 294 Seiten. Preis 36.80 DM.

Plenk deckt in den scheinbar „metaphysikfreien” Wissenschaften, wie es Mathematik, Physik und Biologie sein wollen, jeweils ein letztes Metaphysikum auf, dem er dann (im fünften Kapitel) das innere Metaphysikum der Religion, konkret des Christentums, gegenüberstellt. Seine Absicht ist wohl, diese Gegenüberstellung so zu vollziehen, daß hierin ein verhülltes Metaphysikum (in Mathematik, Physik, Biologie) sich in ein offenes Metaphysikum erfülle (in der Religion). Das „Absolute” in den Wissenschaften würde zum „lebendigen Gott” der Religion. Aber in Wirklichkeit reiht er nur faktisch das Metaphysikum der Religion an die Meta- physika in den Wissenschaften. Die Öffnung des innerwissenschaftshaften „Absoluten” in den „lebendigen Gott” der Religion, die das Buch erst zu einem geschlossenen Ganzen machen würde, fällt aus oder ist wohl auch gar nicht beabsichtigt.

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