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Mensch und Naturwissenschaft

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Albert Einstein. Von Carl S e e 1 i g. Europa- Verlag, Zürich-Stuttgart-Wien. Preis 15.60 sfrs.

Das vorliegende Buch ist die einzige dokumentarische Biographie Einsteins, die es bis heute gibt und ergänzt als solche in bester Weise Philipp Franks geistvolles, aber nicht immer zuverlässiges Buch: „Einstein, sein Leben und seine Zeit." Neben dem Physiker macht Seelig auch den Weltbetrachter und Menschen Einstein in seiner Bedingtheit, Eigenart und Größe lebendig. So findet auch Einsteins Widerstreben gegen den Indeterminismus eine klare, gut fundierte Darstellung. In ihr steht auch die aufschlußreiche Briefstelle Einsteins in einem Brief an Max Born im Jahre 1944: „Ich habe Deinen Vortrag gegen die Hegelei gelesen, welche bei uns Theoretikern das don-quichottische Element ausmacht, oder soll ich sagen den Verführer? Wo dies Laster aber gründlich fehlt, ist der hoffnungslose Philister auf dem Plan . .." Das Buch ist ein entscheidender Beitrag zur Geistesgeschichte unserer Zeit und verdient die ernste Beachtung aller Natur- und Geisteswissenschaftler.

‘Mein Weltbild. Von Albert Einstein. Herausgegeben von Carl Seelig. Europa-Verlag, Zürich- Stuttgart-Wien. 2. Auflage. 1953. Preis 15.60 sfrs.

Diese Neuauflage wertvoller Aufsätze Albert Einsteins enthält neben den Aufsätzen der Erstauflage noch folgende neue Arbeiten: „Der Staat und das individuelle Gewissen — Die Notwendigkeit der ethischen Kultur — Neuzeitliche Inquisitionsmethoden — Erziehung zu selbständigem Denken — Bertrand Rüssel und das philosophische Denken — Zur Abschaffung der Kriegsgefahr — Krankheitssymptome des kulturellen Lebens —- Vom friedlichen Zusammenleben der Nationen — Zur Sicherung des Menschengeschlechtes — Aphorismen für Leo Baeck — Geometrie und Erfahrung — Zur Erniedrigung des wissenschaftlichen Menschen.“ Fast alle Beiträge der reichen Sammlung sind für die Kenntnis Einsteins wichtig, sachlich wohl am bedeutsamsten sind die philosophischen und physikalischen, wie die klassischen Aufsätze: Geometrie und Erfahrung — Das Raum-, Aether- und Feldproblem der Physik — Zur Methodik der theoretischen Physik — und Johannes Kepler. Harnacks Hinweis auf die philosophische Bedeutung Einsteins findet auch in dieser Sammlung Begründung und Rechtfertigung.

Moderne Naturwissenschaft und der Mensch. Von James B. Conant! S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. Preis 5.50 DM.

Das Buch enthält die an die Gebildeten aller Stände sich wendenden Bampton-Vorlesungen des bekannten Chemikers der Harvard-Universität, und jetzigen amerikanischen Hochkommissars in der deutschen Bundesrepublik. Conant gibt in ihnen einen entscheidenden Beitrag zur Wissenschaftsund Geistesgeschichte unserer Zeit. In vorbildliche Klarheit arbeitet er die ständig wachsende Bedeutung theoretischer Forschung für Entwicklung und Schicksal der Menschheit heraus und versucht di Wirkungen dieser Forschung auf Weltanschauung und Wertung der Menschen von heute zu erfassen und zu begreifen. Conant wendet sich vor allem an die „modernen Menschen, die weder religiöse Dogmatiker noch atheistische Materialisten sind". So bleibt im weltanschaulichen Teil der lesenswerten Schrift vieles im Oberflächlichen, der wissenschaftsgeschichtliche hingegen verdient ernste Beachtung und Würdigung.

Naturwissenschaft und Bildung. Von Clemens Münsterberg und Georg Picht. Werkbund- Verlag, Würzburg, ohne Jahr.

Das schmale Bändchen enthält eine in die Tiefe gehende Diskussion eines Natur- mit einem Geisteswissenschaftler über den Fragenkreis: Naturwissenschaft und Bildung. Ausgehend von der These: Gewisse Ergebnisse der Naturwissenschaften sind heute ein wesentlicher Bestandteil menschlicher Bildung, führt die Auseinandersetzung zu den Grundfragen Wissenschafts- und bildungstheoretischer Problematik unserer Zeit. Münstet- bergs Darstellung der Beziehungen und Spannungen zwischen Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie, oder wie er sagt, zwischen gefundener, erfundener und geglaubter Ordnung enthält eine Fülle echter Einsichten und klarer Lösungen. Pichts Antwort ist bei aller Knappheit eine Wissenschaftstheorie von Rang. Das kleine Buch gibt dem ernsten, kritischen Leser viel, auch dort, wo er anderer Meinung ist und sein muß.

Du und das Wetter eine Wetterkunde ür jedermann. Von Hans Joachim Flechtner. Im Deutschen Verlag, Berlin 1953. 42. bis 47. Tausend. Preis 87 S.

In der bekannten anregenden und verständlichen Reihe des Verlages gibt Dr. Flechtner, ein Meister der Einführung in wissenschaftliche Fragenkreise, eine heiter und anziehend geschriebene Wetterkunde in Gesprächsform. Ein Physiker, ein Arzt und ein Philosoph werden von einem alten Meteorologen in sokratischem Gespräch mit den Grundtatsachen und Grundbegriffen der Wetterkunde vertraut gemacht. Das Buch enthält eine Fülle didaktischer Glanzleistungen. Es reizt und regt zu weiterer eingehenderer Beschäftigung mit der so vielfach völlig in falschem Licht stehenden Meteorologie an. Besonders wißbegieriger Jugend wird es den Impuls zu solch weiterem Studium geben. Es sollte daher in keiner Schülerbücherei unserer mittleren Lehranstalten fehlen. deres. So geriet das Land immer weiter in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die eine Gegenbewegung und schließlich den Aufstand gegen die Regierung Arbenz auslösten.

Das kleine Land kann sich heute glücklich preisen, daß dank der schnellen Einigung der verschiedenen Anti-Arbenz-Strömungen es zu einem raschen Abschluß der Erhebung kam und größeres Blutvergießen vermieden werden konnte. Das Heer spielte eine entscheidende Rolle in den Ereignissen, dem Offizierskorps, das am wenigsten durchsetzt wurde von kommunistischen Elementen, ist es zu verdanken, daß die Feindseligkeiten rasch zum Erfolg kamen. Arbenz und seine Anhänger flohen in verschiedene Botschaften, wo sie ihres weiteren Schicksals harren. Ob ihnen Geleitscheine für das Verlassen des Landes gegeben werden, scheint von Tag zu Tag unwahrscheinlicher, denn die entdeckten Massengräber u m gebrachter Gegner der Arbenz-Regierung, die ausgeleerten Staatskassen usw. dürften kaum die gegenwärtige Regierungsjunta bewegen, die Kommunisten und ihre Söldner ungeschoren laufen zu lassen.

Daß die monopolkapitalistische Stellung der „United Fruits Co." in Guatemala bei der Verschärfung der sozialpolitischen Gegensätze in Guatemala mit im Spiele war, steht nicht zur Debatte. Die unsoziale Haltung dieser Gesellschaft erschwerte den Einsichtsvollen eine friedliche Lösung so mancher Probleme und förderte dadurch nur die linksradikalen Uebergriffe auf allen Gebieten. Oberflächliche Beobachter könnten nun der Meinung sein, daß der Sturz des Regimes Arbenz gleichzeitig ein Triumph der „United Fruits Co.“ wäre. Nach dem erfreulichen Schritt der USA-Regierung, demzufolge gegen die „United Fruits Company“ das Verfahren wegen der Verletzung des Trustgesetzes eingeleitet wurde, erwartet man in den iberoamerikanischen Ländern, daß auch dieser störende Faktor ausgeschaltet werden wird. Die Erhebung der Guatemalteken wandte sich ja in den jüngsten Ereignissen nicht nur gegen die kommunistische Infiltration, sondern war gleichzeitig eine Auflehnung gegen die monopolistischen Manöver dieser Gesellschaft, die alle Hebel in Bewegung setzte, um ihre frühere Stellung wiederzugewinnen. Es ist zu hoffen, daß in Washington die Einsicht siegreich bleibt, daß man in Guatemala — und das gilt auch für andere iberoamerikanische Länder — die kommunistische Infiltration nicht bannen kann, wenn man gleichzeitig nicht mit den monopolkapitalistischen Methoden der großen Trusts aufräumt.

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