Wald Morgen - © Foto: iStock/Redline96

Peter Strasser: Geist über dem Tann

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In seiner jüngsten Weltdeutung wirft Philosoph Peter Strasser neues Licht auf die ewigen Rätselfragen der Menschheit – und wendet sich mythischen und religiösen Urszenen zu.

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In seiner jüngsten Weltdeutung wirft Philosoph Peter Strasser neues Licht auf die ewigen Rätselfragen der Menschheit – und wendet sich mythischen und religiösen Urszenen zu.

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Beginnen wir einmal hinten, auf den letzten Seiten des Buches von Peter Strasser. Hier wird es düster, denn der Autor zeigt sich nicht als Optimist. Im Nachwort kommt er auf einige Krisenszenarien zu sprechen, die die Menschheit auch nach Corona einem kollektiven Stresstest aussetzen könnten – allem voran die Erderwärmung. Mit dem fortschreitenden Bevölkerungswachstum drohten in einigen Jahrzehnten auch globale Energieknappheit und ein „kaum vorstellbares Armutsniveau“: „Unter diesen Bedingungen des kollektiven Stresses werden die für unantastbar gehaltenen Grundrechte, die in einigen liberaldemokratischen Winkeln der Welt für sakrosankt galten, ebenfalls bröckelig werden“, glaubt der Philosophie-Professor im Ruhestand an der Universität Graz. „Es lässt sich nicht leugnen, dass die Erde eines Tages die Menschenmilliarden nicht mehr menschenwürdig wird tragen können.“ In den westlichen Gesellschaften werde angesichts drastischer Engpässe auch die Sozialstaatsidee verkümmern.

„Spätes Philosophieren“ (so der Untertitel) verweist hier prototypisch auf die Sichtweise eines „altgewordenen Philosophen“. Es bedeutet, über das Ende nachzudenken – den persönlichen Tod, das Verschwinden von Spielplätzen und Wirtshäusern, das Versinken einer Epoche sowie den möglichen Untergang der Menschheit. Dennoch hat Strasser kein düsteres Buch geschrieben, im Gegenteil. Wie der Titel verkündet, beschreibt er eine „Hölle voller Wunder“, und das Licht, das diese wundersamen Landschaften in warmen Farben erstrahlen lässt, ist durchaus tröstlich. Denn seine Quelle ist nicht von dieser Welt – jedenfalls fernab der „herrischen, oft seelenlosen Rationalität“, die den Dingen heute eine allzu glatte Oberfläche und trügerische Schärfe verleiht.

Gefängnis der Immanenz

Demgegenüber zielt Strasser, der sich keiner philosophischen Schule zugehörig fühlt, auf eine transzendental aufgeladene „Poesie der Dämmerung“. Schon länger seien ihm die „Letzten Dinge“ zum Faszinosum geworden, berichtet der 71-Jährige. Sein jüngstes Werk bietet nun eine Meditation über die „Philosophia perennis“, die ewigen Rätselfragen der Menschheit, wobei auch manche Passagen aus Strassers früheren Schriften eingeflossen sind. Das Buch ist in zwei Abschnitte gegliedert: Der erste Teil orientiert sich an einer klassisch philosophischen Erörterung, der zweite ist stärker persönlich und literarisch geprägt. Der Leser bzw. die Leserin fühlt sich hier auf einer mäandernden, freigeistigen Reise, die nur selten langatmig wird.

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