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Seit einiger Zeit schon sieht es aus, als würde alles, was mit Humanismus auch nur entfernt zusammenhängt, von allen Seiten her angegriffen, ja geradezu lächerlich gemacht und als längst überholter Anachronismus abgetan. Ob postmodern oder anarchistisch, die Richtung ist antibürgerlich, und der Humanismus wird instinktiv und historisch falsch mit Rürgertum gleichgestellt.

Nun war gerade der Humanismus einst eine vorbürgerliche und später eine durchaus unbürgerliche Einstellung, die entgegen und ungeachtet aller materiellen Rüchsichten, quer durch alle äußeren Positionen die ausschlaggebende Bedeutung der Intelligenz, dem Geist, dem Wissen, der Bildung zuschrieb. In der Zeit des Feudalismus wie auch in der Epoche des Bürgertums sollte die einzige Leiter der gesellschaftlichen und menschlichen Entwicklung nur jene Bildung und zwar im Sinn der Vernunft sein. Meist war damit eine Vernunft im Sinne Thomas von Aquinos und in der praktischen Bedeutung Immanuel Kants gemeint. Die Postmoderne ebenso wie die gegen jede Struktur anrennende Anarchie meinen, eine solche Vernunft ignorieren zu können, nachdem sie in Belativismus und Nihilismus scheinbar erfolgreich erstickt werden konnte. Wenn man auch von „Humanisten” nur mehr satirisch mit einigem Erfolg spricht (Ernst Jandl), so gibt es außerhalb des aktuellen Meinungstrends dennoch jene offenbar nicht auszurottende humanistische Strömung, die alle Satiren und Auflösungsversuche übersteht.

Natürlich zählt auch Goethe zum humanistischen Bildungsgut, das nur als Groteske mehr auf Bühnen (wenn überhaupt) Platz findet. Gottseidank gibt es aber nach wie vor Goethe, Kant, Voltaire, Montaigne, sogar Buddha, Piaton, Epiktet verblüffend zahlreich und als Longseller recht erfolgreich in diversen Verlagsprogrammen. Auch zeitgenössischen Bestseller wie Umberto Ecos „Der Name der Rose” und Christoph Ransmayrs „Die letzte Welt” haben mit historischen oder humanistischen Stoffen dem mittelalterlichen Klosterleben - mit vielen lateinischen Zitaten - oder mit Ovid zu tun, was die der Schickeria in den Feuilletons widerlegt.

Mögen die Humanisten auch weiterhin an den Rand geschoben und attackiert werden: Die Humanisten wie die Klassiker und jene, die auf europäische und humane Grundlagen in aktuellem Zusammenhang hinweisen, werden zwar „Wahnsinnsphasen” unserer Geschichte nicht verhindern können -aber es gibt Zeichen, daß diese Grundlagen das alles überstehen.

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