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Vom Sinn des Lebens

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Wer für die moderne theologische Problematik ein offenes Auge hat, wird diese berühmte Abhandlung des „Vaters der Scholastik“ (1033—1109) teils bewundernd, teils vielleicht mit Erstaunen lesen. Es zeigt sich nämlich, wie vielfältig und verschiedenartig die wissenschaftliche Behandlung der Theologie sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Hier lernt man das Dialog verfahren kennen, das sich in verschiedenen abgewandelten Formen sehr lange aufrecht erhalten konnte, bis es besonders in den letzten Jahrzehnten in einen gewissen Mißkredit geraten ist. Eines kann und muß man jedoch mit voller Klarheit erkennen, daß nämlich Theologie Wissenschaft ist und als solche versuchen muß, das Depositum fidei rational darzustellen und wenn möglich zu ergründen oder zu erklären, auch wenn sie sich ihrer Grenzen und des unfaßbaren Mysteriums bewußt bleibt. In einer sehr wertvollen Einleitung hat der Herausgeber und Uebersetzer (P. Franziskus Salesius Schmitt OSB.) darauf hingewiesen, daß Anselm, trotz der rein rationalen Behandlung, weit vom Rationalismus entfernt war. Um so beachtlicher ist es, daß seine rational begründete Genugtuungstheorie die klassische geworden und bis jetzt die einzig vertretene geblieben ist. Die lateinische Ausgabe mit der gut lesbaren Uebersetzung ist nicht nur ein wertvoller Beitrag zur Geschichte der Theologie, sondern auch für „offene“ Geister ein Ansporn zu eigener, wenn auch andersgearteter Besinnung.

Marginalien zur Theologie. Von Erik P e t e r s o n. Kösel-Verlag, München. 101 Seiten. Preis 5.50 DM.

Diese wundervollen Aufsätze über Existentialismus, Kierkegaard und den Protestantismus, über die Theologie der menschlichen Erscheinung bzw. des Kleides, das Lachen Saras, den Haß gegen das Fleisch und über den Reichen und den Armen — die zum überwiegenden Teil in der Zeitschrift „Wort und Wahrheit“ erschienen sind — stellen eine fast patri-stisch, spiritualistische Theologie und pneumatische Exegese dar, die leider nur sehr selten zum Worte kommt. Die Art, wie hier Bibeltexte erklärt, erschaut und im tieferen Zusammenhang miteinander in Verbindung gebracht werden, ist keineswegs willkürlich oder im ungünstigen Sinn „allegorisch“, sondern vollkommen gerechtfertigt, weil der Verfasser sich nicht auf den unmittelbaren Literalsinn beschränkt, sondern auch die ganze Offenbarung in Betracht zieht und bei der Erklärung aus dem vollen Glauben schöpft. So sind dann diese ebenfalls literarisch einzigartigen Aufsätze zu einer lebendigen Theologie geworden, die das Denken befriedigt und gleichzeitig das Herz erwärmt.

Der Gottesdienst der Kirche. Von Josef Andreas Jungmann SJ. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien-Miinchen. 272 Seiten. Preis 5 8 S.

Das Buch ist die deutsche Fassung und die „leicht überarbeitete“ Ausgabe desselben Werkes in italienischer Sprache, das auf Ersuchen des Verlages „Civiltä Cattolica“ in Rom verfaßt wurde. Daß solch „ein kühnes Unterfangen, in einem Bändchen von nicht einmal 300 Seiten die gesamte Liturgie darstellen zu wollen“, zu dem vorliegenden hervorragenden Ergebnis geführt hat, ist nur der langjährigen Erfahrung und Praxis eines großen Wissenschaftlers und akademischen Lehrers, wie Univ.-Prof. Jungmann ist, zu verdanken.

Nach einer sachlichen und deutlichen Erklärung der liturgischen Grundbegriffe gibt der Verfasser eine geschichtliche Darlegung der Liturgie von der Frühzeit bis in die Neuzeit und anschließend eine kurze Zusammenfassung der liturgischen Gesetzgebung und geltenden Vorschriften (Kap. I—III). Dem folgt dann in sechs weiteren Kapiteln der eigentliche Bau der Liturgie und dessen Bausteine, aus denen er im Laufe der Jahrhunderte geschaffen worden ist. Auch hierbei ist hauptsächlich die geschichtliche Entwicklung berücksichtigt worden, die vom Verfasser kurz und wesentlich erläutert wurde.

Daß der wissenschaftliche Apparat sowie breite wissenschaftliche Ausführungen unterblieben sind, ist kein Nachteil, sondern kommt dem Buch nur zugute. Dadurch wird es nämlich auch für den Laien verständlich — und vor allem leserlich, was man von manchem anderen Werk über die Liturgie nicht behaupten kann.

Ein ausführliches Register macht es möglich, sich schnell zu informieren.

Das Buch bietet eine wichtige und wesentliche Zusammenfassung der Liturgie und erfüllt somit ein langjähriges Bedürfnis. Denn es schafft die Möglichkeit, den schönen, sinnvollen Gottesdienst der Kirche, der heute von vielen nur mehr traditionsgemäß, aber ohne innere Anteilnahme verfolgt wird, wieder verständlich zu machen und dadurch lieben zu lernen.

Dr. Alwin Westerhof

Bercker Katholischer Taschenkalender 1957. Verlag Butzon und Bercker, Kevelaer. 248 Seiten. Preis 1.70 DM.

Ein kleiner, eigenwilliger Kalender. In ihm finden sich alle Dinge, die zu einem modernen Taschen-kalender gehören: Tarife, Entfernungen, Verkehrszeichen. Doch trägt er eigene Züge, ein geistiges Antlitz, besitzt Zeugnischarakter, was ihn von anderen sui generis unterscheidet. Das ist sein liturgischer Teil: Gebete, Glaubensgrundlagen, das Ordi-narium der heiligen Messe. Vielleicht, daß man in des Tages Hast in einer Pause innehält, nachschlägt und sich besinnt. Ein religiöses Vademecum für den Katholiken. Dr. Fritz E g g e r

Jugend vor Gott. Gedanken und Gebete. Von Alfonso P e r e i r a SJ. Verlag Butzon und Bercker, Kevelaer. 384 Seiten, 20 Bildtafeln, 3 Spruchseiten, Zweifarbendruck. Preis 5.40 DM.

Ein gut gelungener Versuch, der katholischen Jugend, vor allem den Mittelschülern, ein Gebets-und Lebensbuch in die Hand zu geben, wie es ihrer geistigen Lage und seelischen Not entspricht. Es unterweist betend und lehrt betend leben. Besonders wertvoll sind die Anleitungen zum persönlichen und betrachtenden Gebet, zum apostolischen Beten und Wirken und zur christozentrischen Haltung in sakramentaler Lebensgestaltung. In den Belehrungen über die Gnade, daß Meßopfer, die Kirche und die Geheimnisse des Rosenkranzes ließen sich noch tiefere Gedanken einflechten. Für eine richtige Gewissensbildung wäre eine noch klarere Anleitung zum linterscheiden zwischen schwerer und läßlicher Sünde — objektiv und subjektiv — und zwischen den Sünden gegen die Keuschheit und denen gegen die Schamhaftigkeit zu wünschen. Hier kann der reifenden Jugend nur Klarheit und Offenheit Beruhigung und Befreiung bringen. Etwas zu allgemein wird mit dem Vorhandensein von Todsünden gerechnet. Schade, daß ziemlich viele Gebetstexte de™ deutschen Sprachempfinden nicht entsprechen (überflüssige O vor dem Anredefall, Stellung der Anrede oder eines Schaltsatzes zwischen Subjekt und Objekt, mideutsche Wiedergabe liturgischer Texte). Es sollte zum Beispiel nicht heißen: „Oeffne ihm, o Herr, die

Tür zu Deiner Vaterliebe“ (S. 30), sondern „Herr, öffne ihm die Tür zu Deiner Väterliche.“ Nicht: „So nimm denn, Herr, wir bitten Dich, diese Opfergabe huldvoll an“ (S. 160), sondern „So bitten wir Dich also, Herr, nimm diese Opfergabe huldvoll an.“ Nicht: „Wir bitten Dich, o Herr, gieße Deine Gnade ein in unsere Herzen, auf daß wir, die wir durch die Botschaft des Engels die Menschwerdung Christi, Deines Sohnes, erkannt haben, durch Seine Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen“ (S. 1S9), sondern „Herr, wir bitten Dich, senke Deine Gnade in unsere Herzen ein. Wir haben durch die Botschaft des Engels die Menschwerdung Christi, Deines Sohnes, erfahren; laß uns durch Sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen “ Pereira wollte offenbar auf den Katechismus und auf das Meßbuch von Schott Rücksicht nehmen. Dieses bietet eine vor 70 Jahren entstandene Uebersetzung. Trotz vieler seitheriger Verbesserungen und mancher musterhaft übersetzter Gebetstexte, wie etwa der Karfreitagsfürbitten, warten wir noch immer auf die radikal verbessernde Hand, die den ganzen Schott, besonders auch den Ordo Missae, auf eine sprachliche Höhe bringt, wie sie das verfeinerte Sprachgefühl unserer Tage verlangt. Im übrigen wird die Jugend, abgesehen vom reichen Inhalt, auch am handlichen Format, an der feinen Ausstattung, an den herrlichen Bildern und am mäßigen Preis Freude haben.

Pius F a n k can. reg., Stift Vorau

Gcwissensbildung in der frühen Kindheit. Von

Lilly Z a r n c k e. Morus-Verlag, Berlin. 64 Seiten. Preis 2 DM.

Das Büchlein gibt eine Reihe wertvoller Hinweise, wie beim Kleinkind das Gewissen zu bilden ist, berührt aber kaum die grundsätzlichen Fragen, die den Erzieher besonders interessieren würden. Gleichwohl ist der Grundgedanke aller gebotenen Ratschläge: Auch das Kleinkind muß ernst genommen werden, es ist klein, hilflos, unwissend — aber es ist bereits ein ganzer Mensch mit allen menschlichen Kräften, auch denen des Gewissens, ausgerüstet.

Msgr. Alois P e n a 11

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