Die Pinot-noir-Könige Daniel Gantenbein (CH) und Paul Fürst (D), mit denen ich mich letzte Woche durch die berühmteste Lage an der Mosel kostete, glaubten absolut nicht an meine Botschaft.
Und doch war dem so! Am 4. 8. kamen in Singapore 34 Pinot noirs unter den Gaumen, zwei Flights mit jeweils aktuellen bzw. gereiften Flaschen. Unter den geeichten 16 Degustatoren auch Lisa Perrotti-Brown (MW), Robert Parkers Korrespondentin für Asien. Die Österreicher hatten sich in u. a. diesem burgundischen Umfeld zu behaupten: Georges de Vogüe, DRC, Georges Roumier, Mèo Camuzet, Lignier.
Platz 1 mit 65 Punkten (je niedriger desto besser) ging an Fritz Wieninger, der zweitgereihte Chambolle Musigny lag lichtjahrige 103 (!) Punkte dahinter. Die Kostnotizen zu den besten Ösis (ein Dutzend unter den ersten 20) finden Sie hier und jetzt!
Wieninger, 2004 Grand Select (1.)
Strahlendes, aufgehelltes Purpur, unglaublich reich in der Nase, die perfekte Balance zwischen eleganten Röst- und Eicharomen, dunkle Herzkirschen, auch am Gaumen großartige Strahlkraft, barocke Seidigkeit, feinstes Säurerückgrat, ein würdiger Sieger, der gerade erst beginnt, seine Klasse auszuspielen.
Reinisch, 2007 Holzspur Grande Reserve (3.)
Kräftiges Purpur, springt förmlich in die Nase, intensiv nach Brombeeren, eher dunkel geprägt, das Holz gut versteckt hinter der massiven Frucht, im Mund dichte Struktur, dabei aber elegant, Kokosmark und Waldbeeren, anhaltende, zitronige Säure.
Markowitsch, 2004 Reserve (4.)
Gesundes, helles Kirschrot, unverkennbar das klassische Pinotstinkerl, ein absoluter Kraftlackel auch am Gaumen, prächtige Frucht, animalisch geprägt, nach rotem Fleisch, Kalbsjus, unterlegt mit strengem, linearen Tannin, ausgewogen, kompakt, super!
Schloss Halbturn, 2004
Einer meiner Favoriten! Tiefgründige Nase, eigenwillig und vielschichtig, Waldboden, Trockenblumen, am Gaumen Vollgasfrucht, tief, an Syrah erinnernd, spielt das Terroir gekonnt aus, lang und trocken ausklingend, sehr mineralisch.
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