Plädoyer für die Einheit der Kunst

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Mit "Meisterwerke der Moderne aus der Albertina" bringt das Haus seine Neupositionierung zu einem Abschluss. Die Ausstellung geht von der gesamtheitlichen Betrachtung der Kunstproduktion aus - ermöglicht durch die Zusammenführung mehrerer Privatsammlungen.

Wenn bei einem Umbau nach mehrjähriger Arbeit das Projekt zu einem Abschluss kommt, steht üblicherweise ein Fest ins nun teilweise neue Haus. Man lädt sich Gäste ein, tischt Leckereien auf und schmückt das Mauerwerk, um den Eingeladenen den Weg zu weisen. Unter ähnlichen Vorzeichen lässt sich die erste Dauerausstellung in der Albertina aus eigenen Beständen seit ihrem Bestehen betrachten. Nach vielfachen Erweiterungen, die vor allem architektonisch für mehr Platz gesorgt haben, bringt nun die neue, erstmals präsentierte Schausammlung die Neupositionierung der Albertina zu einem Abschluss.

Seit Längerem ist schon zu beobachten, dass die Strategie der Albertinaleitung aus der alleinigen Zuständigkeit für Zeichnung und Druckgraphik nicht nur dann und wann ausbrechen will, sondern dass diese Unterteilung der Kunst in ausschließlich technischer Hinsicht dem tatsächlichen Vorgehen der Kunstschaffenden nicht entspricht. Daher auch das Plädoyer, die unteilbare Einheit des Künstlerischen in der Ausstellungspraxis in Erscheinung treten zu lassen. Ermöglicht wurde diese für die Albertina neue durchgängige Präsentationsform, die von einer gesamtheitlichen Betrachtung der Kunstproduktion ausgeht, durch die Zusammenführung gleich mehrerer Privatsammlungen. Den größten Teil der nun gezeigten Schausammlung steuerte die Sammlung Batliner bei, weitere Exponate stammen aus den Sammlungen Forberg, Ploil, Djerassi sowie einer weiteren österreichischen Privatsammlung. Das Ergebnis bietet den Besuchern nun auf 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, aufgeteilt in 29 Räume, einen Überblick über die letzten 130 Jahre der Geschichte der Kunst in Europa und den USA mit einem spannenden Abstecher nach Südafrika.

Neue Sichtweise der Impressionisten

Die Präsentation setzt ein mit den revolutionären Sichtweisen der Impressionisten, die die eigene Wahrnehmung zur Wirklichkeit machten. "Was Sein ist und was Schein, wird nivelliert zugunsten der künstlerischen Option auf die Erscheinung: die Erscheinung im Bild und als Bild", schreibt Rainer Metzger zu Claude Monets "Das Haus in den Rosen" im gelungenen Begleitkatalog, der wie eine "Kleine Kunstgeschichte" des betreffenden Zeitraumes fungiert. Es fehlen aber bereits hier weder die zeitgleichen malerischen Ergänzungen dieses Ansatzes durch die Arbeiten von Paul Cézanne, noch die Weiterführung in den Postimpressionismus durch Pierre Bonnard. Die Betrachter werden Zeitzeugen der in kurzen Abständen neu auftretenden künstlerischen Bewegungen, die für sich den Führungsanspruch stellten.

Breite Vielfalt an Stilen

Die gemalten Manifeste, die man zum Teil auch in schriftlicher Form nachlesen kann, reichen vom farbenprächtigen Fauvismus, über den diesbezüglich eher zurückhaltenden Kubismus, den Expressionismus vornehmlich deutscher Provenienz, die Transformation des Traumes zur Wirklichkeit durch den Surrealismus, die konstruktivistischen Tendenzen mit und ohne konkrete Verortung im Bauhaus bis zu der suprematistischen Malerei eines Kasimir Malewitsch und der "Erfindung" der Ungegenständlichkeit durch Wassily Kandinsky.

Dass dieses Ringen für oder gegen Gegenstand und Gestalt auch nach dem Zweiten Weltkrieg in Auseinandersetzung mit der Vorgeschichte der Moderne fortgesetzt wird, lässt sich buchstäblich nachwandern. Wie weit auch die Arbeiten etwa von Mark Rothko und Alex Katz in ihrer Oberflächenerscheinung auseinanderliegen mögen, oder ob nun Francis Bacon in integrierender Hinsicht oder Gerhard Richter in parallel präsentierten Werken eine Zusammenschau disparater Zugänge erreicht, die zu Beginn eingesetzte menschliche Wahrnehmung als tatsächlicher Angelpunkt bleibt erhalten. Dies gilt selbstredend auch für den Block österreichischer Kunst, der mit Oskar Kokoschka einsetzt und bis zu wichtigen Vertretern aus der Gegenwart reicht.

Meisterwerke der Moderne aus der Albertina

Albertina

Albertinaplatz 1, 1010 Wien

täglich 10-18, Mi 10-21 Uhr

Katalog: Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Meisterwerke der Moderne, mit Texten von Rainer Metzger, Klaus Albrecht Schröder, Wien (Albertina) 2009, 320 S, e 29,-

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