Plädoyers für den Dialog

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Dialog ist eine der wenigen Chancen, aus der prekären Lage, die zwischen Muslimen und der Restgesellschaft Europas immer mehr um sich greift, herauszukommen. Eine Reihe gewichtiger Publikationen hat sich diesem Anliegen gewidmet. Naturgemäß ist namentlich das christlich-muslimische Gespräch in Deutschland bereits akzentuierter als hierzulande -zumindest was die Erscheinungen auf dem Buchmarkt betrifft.

Gesprächsbuch -von Wien aus

Ende 2014 ist aber auch unter österreichischer Federführung der Band "Christen und Muslime im Gespräch -Eine Verständigung über Kernthemen der Theologie" erschienen. Der von der Wiener evangelischen Theologin Susanne Heine mit ihrem christlichen Kollegen Christoph Schwöbel sowie den muslimischen Partnern Ömer Özsoy und Abdullah Takim herausgebrachte Band fußt auf einer Reihe von theologischen Konferenzen und Gesprächen, die auf der Wiener Evangelisch-Theologischen Fakultät zwischen 2007 und 2010 stattgefunden haben.

In einem mehrjährigen Redaktionsprozess wurden die einzelnen dabei behandelten Themen von christlichen und muslimischen Theologen auf den aktuellen Stand des Gesprächs gebracht. Auf diese Weise ist ein grundlegendes "Gesprächsbuch" entstanden, die Mühen der langen Redaktionsarbeit haben sich gelohnt, sodass für den Leser hier Positionen der eigenen wie der anderern Religion in einem fruchtbaren Wechselspiel zum "Gegenlesen" bereitstehen. - ein Kompendium ersten Ranges, das für den Religionsdialog sehr hilfreich ist.

Einer der zahlreichen Autoren des obigem Bandes, FURCHE-Kolumnist Mouhanad Khorchide, der an der Universität Münster lehrt, ist auch Ko-Herausgeber und Autor zweier weiterer Dialogbände: Das von der Eugen-Biser-Stiftung herausgebrachte zweibändige "Handbuch Christentum und Islam in Deutschland" enthält naturgemäß Beiträge, die von der deutschen Situation ausgehen, die aber in den allgemeinen Aussagen und Erkenntnissen für österreichische Leser nicht minder relevant sind - und sei es als Hintergrund für eigene Erfahrungen und Engagements.

Khorchide ist auch Mitherausgeber des Bandes "Wertedialog der Religionen", wo eine Zusammenschau jüdischer, christlicher und muslimischer ethischer Positionen versucht wird, unter den Autoren findet sich auch der Salzburger katholische Theologe und Armutsforscher Clemens Sedmak.

Dialog -auch übers Kopftuch

Zumindest auch eine Darstellung des christlich-islamischen Dialogs in Österreich findet sich im von der Georges Anawati Stiftung herausgebrachten "Handbuch christlich-islamischer Dialog", das sich gleichfalls ausführlich den theoretischen Grundlagen und praktischen Zugängen zum Dialog widmet.

Zwei Neuerscheinungen haben spezifische Themen der Islamdiskussion im Fokus. In "Verschleierungen -Gespräche über das Kopftuch " fasst Monika Zisterer ihre an der Universität Innsbruck durchgeführten Forschungen über das Kopftuch -nicht zuletzt anhand ausgewählter Interviews mit muslimischen Frauen -zusammen.

Während Zisterers Studie sich vornehmlich im wissenschaftlichen Diskurs positioniert, versucht die deutsche Muslima Khola Maryam Hübsch ein breitenwirksames Plädoyer für eine weibliche islamische Lebensweise: Im Buch "Unter dem Schleier die Freiheit" stellt sie aus ihrer Sicht dar, "was der Islam zu einem wirklich emanzipierten Frauenbild beitragen kann". Dabei ortet sie viele Vorurteile in der Gesellschaft -nicht nur gegen das Kopftuch. Kritisch setzt sich Hübsch auch mit islamkritischen Positionen, etwa der Publizistin Necla Kelek, auseinander.

Aber auch ihre Schlussfrage im Buch, warum sich allzuviele Muslime mehr mit der politischen als mit der spirituellen Dimension des Islam auseinandersetzen und dadurch eine Engführung ihrer Religion bewirken, trifft einen Nagel der Diskussion, der gerade im Dialog angesprochen werden sollte, auf den Kopf.

Christen und Muslime im Gespräch Hg. Susanne Heine, Ömer Özsoy u.a., Gütersloher Verlagshaus 2014.384 Seiten, geb., € 30,90

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