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Das Historische Museum der Stadt Wien zeigt Plakatkunst aus der Zeit um 1900.

Signalfarben, einige mit Grandezza hingeworfene Striche: die Lithografien von Henri Tolouse-Lautrec brachten das Lebensgefühl einer Epoche auf den Punkt. Sie lösten einen wahren Plakatboom in den expandierenden Metropolen aus, der um 1900 auch Wien erfasste. Die Ausstellung "Kraftflächen" zeigt 83 Preziosen aus einer Zeit, als Plakate noch visuelle Sprengkraft hatten. Das gebündelte kreative Potenzial, das in prägnante Bildbotschaften floss, beeindruckt bis heute.

Um 1913 verfügte Wien über 3.000 Anschlagstellen, ein Drittel mehr als Paris. Im harten Wettbewerb um Signalwirkung avancierte das Plakat auf dicht zugepflasterten Flächen zum spannenden grafischen Experimentierfeld. Eine Projektionswand mit historischen Aufnahmen vermittelt die enorme Plakatdichte, die anno dazumal auf Wiens Straßen herrschte. Stellwände im Raum erzeugen stadtähnliche Situationen, Vor-und Rücksprünge schaffen konzentrierte Schauzonen, dicht wie auf einer Plakatwand hängen hier thematisch gefasst die Exponate unter Glas.

Zum Auftakt vier ruhig im Hochformat komponierte Secessionsplakate von Alfred Roller und Adolf Böhm. Aus dem hochkarätigen Umfeld erstrahlt in drei Varianten ein High-Light der Schau: Gustav Klimts Plakat für die 1. Ausstellung der Wiener Secession. Auf der originalen Tuschezeichnung und der ersten Lithografie darf sich Theseus' Männlichkeit noch zeigen. Zu viel Blöße für die strenge Zensur. Plakatiert wurde die zahme Version, in der Klimt vor die strittige Stelle schwarze Baumstämme setzte.

Plakatkunst ist ein Spiegel ihrer Zeit: Auch Adolf Loos entwarf eins für seinen Vortrag über sein Haus am Michaelerplatz, der die erhitzten Wiener Gemüter beruhigen sollte. Oskar Kokoschkas Plakate schreien förmlich von der Wand, sein Originalentwurf für den "Kaiser Jubiläums Huldigungsfestzug" entbehrt aller Ehrerbietung, die Kollegen walten lassen. Mit fahrigem, ausdrucksstarkem Strich trotzte Kokoschka dem Genre soziale, gesellschaftskritische Aussagen ab, schockierte so das Publikum. Mit einem Original ist auch Schiele vertreten.

Das Plakat feiert Flugzeuge, das moderne Bureau, mit viel Stil-, Farb- und Formgefühl beschwören die Entwürfe von Stephanie Glax gepflegtes Urlaubsgefühl im Seebad Grado, sportliche Dynamik in Abbazia, den Nervenkitzel einer rasanten Autofahrt herauf. Friedrich Kieslers Plakat für die Internationale Weltausstellung 1924 besticht mit ihrem konsequent auf Kreis, Rechteck und Schrift reduzierten Konstruktivismus: die letzte "Kraftfläche."

Kraftflächen -

Wiener Plakatkunst um 1900

Historisches Museum der Stadt Wien

Noch bis 21. 9., Di-So, 9-18 Uhr

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