Paul Klees grandiose "BILDWelten" in der Stadtgalerie Klagenfurt.
Ab 1898 begann der damals 19-jährige Paul Klee, ein genaues Kunst-Tagebuch und lebenslang ein Werkverzeichnis zu führen. In diesen akribischen Aufzeichnungen listete er 9000 Werke auf, darunter mehr als die Hälfte Zeichnungen. Das Lebenswerk des Malers und Grafikers deutsch-schweizerischer Herkunft umfasst naturalistische Zeichnungen, Radierungen, strenge und zugleich poetische Landschaften, liebenswerte Figuren, kühne Farbkonstrukte und eine geheimnisvolle Bilderschrift, begleitet von einem feinen Witz.
Spiel der Gegensätze
In der Vielzahl der Werke entwickelte er auch eine große Vielfalt der Formen. Die Klagenfurter Ausstellung "BILDWelten" vermittelt nicht nur die künstlerische Entwicklung, sondern auch das Zusammenspiel von abstrakter und gegenständlicher Formgebung, von Inhalten und der Vereinigung von Gegensätzen in einer überaus kunstvollen Harmonie von Farbe und Fläche.
Eine Reise in den Süden führte Paul Klee weg vom Symbolismus des 19. Jahrhunderts zu Licht und Farbe, kubistischer Einfluss zu abstrakten Quadraten - zu sehen erstmals in den faszinierenden "Tunis-Aquarellen".
Formmeister am Bauhaus
Nachdem Walter Gropius nach dem Ersten Weltkrieg das Bauhaus gegründet hatte, holte er Paul Klee als Formmeister der Werkstätten Buchbinderei, Glasmalerei und Weberei und als einen der bedeutendsten Lehrer nach Weimar. Klee beschäftigte sich intensiv mit der Kunst seiner Zeit und ihren Hintergründen. Er untersuchte und beobachtete die Natur als Formengrund. Skurrile Gestalten durchziehen sein Werk, Gedanken werden sichtbar gemacht. Grandios vereinen sich kosmische Landschaften und Traumhaftes in strenger Geometrie. Zu seiner ersten Personale 1920 in München schrieb er: "Diesseitig bin ich gar nicht fassbar. Denn ich wohne grad so gut bei den Toten, wie bei den Ungeborenen. Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich. Und noch lange nicht nah genug."
1924 fand die erste Klee-Ausstellung in New York statt. Ein Jahr später stellte er in Paris unter anderen mit Max Ernst, Joan Miró und Picasso aus und gründete mit Kandinsky, Lyonel Feininger und Jawlensky die Künstlergruppe "Die Blauen Vier". Inzwischen war das Bauhaus nach Dessau übersiedelt. Zehn Jahre lang wirkte Paul Klee dort herausragend, 1931 ging er an die Kunstakademie Düsseldorf. Unter dem Druck der Nationalsozialisten emigrierte Paul Klee nach Bern, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1940 lebte. Seine letzten Arbeiten kennzeichnet eine große Ruhe, eine poetische Verzauberung und Chiffren seiner großen Themen: Reduktion und klare innere Fülle.
Paul Klee: BILDWelten
Stadtgalerie Klagenfurt
Theatergasse 4, 9020 Klagenfurt
www.galerie.klagenfurt.at
Bis 25. 9. Di-Fr 10 -19 Uhr,
Sa/So/Feiertag 10 -17 Uhr
Zur Ausstellung ist auch ein
Katalog erhältlich.
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