Pointen spritzen aus der Kalaschnikow

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Erfolglose Privatdetektive im verwahrlosten Büro vermehren sich wie Pilze im ungelüfteten Bad. Marek Miert ist der jüngste und schon so schnoddrig, als hätte er mit Humphrey Bogart Grieskoch gelöffelt und mit Dashiell Hammett Drinks gekippt. Er lebt im Wiener Hinterland und übernimmt einen Fall, bei dem die Chance auf Honorar so groß ist wie auf den Sechser im Lotto. Die Suche nach einem Fahrerflüchtigen führt weit zurück in die letzten Kriegstage 1945. Die Spur führt über viele Umwege und durch zweifelhafte Viertel, doch keine rote Ampel zwingt zum Innehalten, mit dem Wörtchen WIE geht es flott dahin. Sätze und Sprüche wie freundschaftliche Magenhämmer: "Er war kaum größer als das Empire State, fett wie ein Bundeskanzler und trug nur etwa halb so viele Goldketten wie ein Beduinenstamm mittlerer Größe". In den Stiegenhäusern riecht es nach "Urin, billiger Schmierseife und tausend Miseren".

Der Autor parodiert den Stil von Groschenromanen, hoffen wir zumindest. Die Sprüche rattern rekordverdächtig schnell, ohne daß der Autor jemals nachzuladen braucht, aufs Lesepublikum zu. Wieninger ist eine literarische St. Pöltner Kalaschnikow in Aktion. Das kann zuweilen unterhaltend sein, wenn aus dem Polizeigefangenenhaus ein Schnarchen in 17 Sprachen dringt und die Nacht so uralt wie die Sehnsucht nach Gerechtigkeit ist. Doch so flott Marek unterwegs ist, der Fall ähnelt immer mehr den Konstruktionszeichnungen eines Zeithistorikers, der alles Böse in der Vergangenheit festmachen kann. Je enger Mareks Ford Granada seine Runden zieht, desto dünner werden die Haare, an denen die Leichen herbeigezogen werden. Der letzte Täter lebt tatsächlich noch, daß er ausgerechnet Jury heißt, ist wohl so etwas wie eine zynische lokalpolitische Verbeugung des jungen Autors vor dem einstigen Gauleiter von Niederdonau. Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit bleibt auf der Tagesordnung. Miert wird vielleicht eine zweite Chance bekommen müssen, ehe er zwischen den großen Vorbildern Mineralwasser trinken darf. Aber er hat sie sich verdient.

Der dreizehnte Mann. Roman von Manfred Wieninger Europa Verlag, Wien 1999, 189 Seiten, geb., öS 218,-/e 15,84,

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