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Das politische Geschehen, nicht ganz zu Unrecht auch mit "Polit-Theater" oder "politischer Bühne" umschrieben, findet selten Eingang in die Feuilleton-Seiten. Hier wird in der Regel Kultur abgehandelt, während die politische Auseinandersetzung eher mit Unkultur zu tun hat.

Der Hang der Politiker zu Dramatik und Theatralik ist jedenfalls unverkennbar. Er gehört daher bisweilen entsprechend gewürdigt. Das vorletzte Stück, "Europawahlen", zeigte wenigstens als gekonnte Mischung aus Geschmacksverirrung und Publikumsverscheuchung Wirkung. Das jüngste Stück mit dem Titel "Regierungsumbildung" erfüllt allerdings nicht einmal die bescheidensten Erwartungen.

Da wird mit lautem Theaterdonner, nachdem das Publikum den blauen Ensemblemitgliedern sein Missfallen ausgedrückt hat, eine große Umbesetzung angekündigt. Flugs tritt einer, der in seiner Rolle gar nicht gefährdet scheint, hinter die Kulissen. Dann wird längere Zeit gerätselt, was nun folgen wird. Der selbsternannte Souffleur aus Kärnten, sonst nur noch auf der dortigen Provinzbühne ein Star, raunt Kryptisches in den Zuschauerraum und lässt dann seine Schwester vor den Vorhang treten, um das Mäuslein, das beim Kreißen der Berge entstanden ist, vorzustellen.

Denn die Umbesetzung fällt mager aus: Eine Nebenrolle wird gestrichen, eine andere geschaffen, den abgegangenen Hauptdarsteller ersetzt eine Anfängerin aus Kärnten. Die roten und grünen Bühnenangehörigen, die derzeit keine Hauptrollen bekommen, hetzen das Publikum gegen diese Inszenierung auf. Aber die Bühnenshow geht wie bisher weiter: getragen von schlecht ihren Text beherrschenden schwarzen und chaotischen blauen Akteuren. Und wenn ihnen das Publikum nicht das Vertrauen entzieht und sie nicht in der Versenkung verschwinden, dann spielen sie heute noch.

Der Autor ist freier Journalist.

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